Stefans Abenteuer im Land der fehlenden Berge und in der Physik
Über mich
StefanIch bin seit Juni 2007 Doktorand an der TU Delft, Niederlande. Neben (theoretischer) Physik interessiere ich mich für Politik, Bücher aller Art und Radfahren. Für weiteres, siehe meine Homepage.

Montag, 12. Mai 2008

Perfekt getarnt mit oranger Windjacke

Eigentlich bin ich ja jetzt schon viel zu spät dran, aber ich muss trotzdem noch die Ergebnisse meiner jüngsten anthropologischen Feldforschungen loswerden, nämlich meine persönlichen Eindrücke zum Königinnentag oder vielmehr zur Nacht davor, der Königinnennacht.

Vielleicht ein paar Vorbemerkungen zum Thema Koninginnedag (Königinnentag, 30. April) bzw. Koninginnenach (Königinnennacht, der Abend vor Koninginnedag): Fakt Nummer eins: Genaugenommen hat Beatrix Ende Januar Geburtstag, was jedoch der Geburtstagsfeierlaune Ende April nicht schadet. Damit tut sich neben dem Zwang, jegliches Essen frittieren zu müssen, eine weitere Parallele zu Grossbritannien auf. Denn auch die Queen hat zu einer meteorologisch ungünstigen Zeit Geburtstag. Fakt Nummer zwei: In der Nacht auf den Königinnentag findet in Den Haag -- sozusagen zum Vorglühen -- die Koninginnenach statt, eine Art kollektives Ausflippen in Orange bei kostenlosen Open-Air-Konzerten.

Nun, am besagten Abend war ich mit zwei meiner Kollegen, Giorgi und Chris, unserem italienischen Gast, Stefano, sowie Chris' Frau Vanessa und ihrer Freundin Lisette in Den Haag unterwegs. Schon am Bahnhof sahen wir die ersten Leute mit orangenen Perücken, Fussballtrikots oder mit in den Nationalfarben geschminkten Gesichtern. Wir sind dann einfach mal los, und sind dann halt bei der erstbesten Bühne stehen geblieben - natürlich hat sich keiner von uns die Mühe gemacht, ein Programm zu konsultieren. Nachdem wir das Ende des Soundchecks brav abgewartet hatten, traten dann ein paar Milchbubis (wirklich, höchstens fünfzehn oder so waren die) auf die Bühne und legten los. Um es mit meinem alten Englischlehrer zu sagen: Mein Rat an sie ist, "it's a long way - start walking". Auf jeden Fall hörten sich alle Lieder (es ging definitiv in Richtung Punk) gleich an... Nun, nach dem zweiten oder dritten Song kam dann Giorgis Vorschlag "Maybe the music becomes better if we have a beer". Naja, auch durch Bier (oder in meinem Fall Cola) wurde die Musik nicht besser und so machten wir uns auf die Suche nach der nächsten Bühne, wo wir in der Tat eine klasse Bluesrock-Gruppe sahen (leider weiss ich ihren Namen nicht mehr). Danach klapperten wir alle restlichen Bühnen ab, ohne etwas wirklich überzeugendes zu finden. Auch war unser Versuch, irgendeinen Sitzplatz in einer Kneipe zu finden zum Scheitern verurteilt, da alle Kneipen mit Leuten, die zum Teil in nicht unerheblichen Mass berauscht und/oder orange waren, genagelt voll waren. So landeten wir schlussendlich bei der Bühne-wo-die-Blues-Band-gespielt-hatte und sahen dort noch eine Punk-Rock-Gruppe ebenfalls unbekannten Namens. So um halb eins meinte dann der Säger, dies wäre ihr letztes Stück. Aber entweder hat er diese Bemerkung gleich wieder vergessen oder er musste sie nur aus "rechtlichen" Gründen äußern. Auf jeden Fall ging es danach noch eine dreiviertel Stunde weiter.



Schlussendlich haben Giorgi, Stefano und ich dann noch den Zug nach Delft verpasst, weshalb wir noch eine halbe Stunde in Den Haag Centraal Station warten durften. Dafür hatten wir auf den fünfzehn Minuten Heimfahrt dann musikalische Untermalung von einer Gruppe mehr oder weniger betrunkenen Teenagern, die sich durch sämtliche holländischen Geburtstagslieder durchsingen mussten. Um viertel drei war ich dann endlich daheim.