Stefans Abenteuer im Land der fehlenden Berge und in der Physik
Über mich
StefanIch bin seit Juni 2007 Doktorand an der TU Delft, Niederlande. Neben (theoretischer) Physik interessiere ich mich für Politik, Bücher aller Art und Radfahren. Für weiteres, siehe meine Homepage.

Sonntag, 7. Dezember 2008

Ich habe gelesen: Freakonomics

In den letzten Monaten etablierte sich das Ökonomen-Bashing quasi als Kaffeepausenunterhaltung in unserer Arbeitsgruppe. Es ging sogar so weit, dass wir ein Bankenbankrottgeh-Tippspiel aufziehen wollten...

Nun, Chris hat mir neulich "Freakonomics" von Steven Levitt und Stephen Dubner ausgeliehen. Und da jetzt Wochenende war und ich immer noch halbkrank bin, hatte ich genug Zeit zu lesen. Eigentlich sagt der Untertitel "A rogue economist explores the hidden side of everything" schon viel über das Buch. Es geht nicht um irgendein grosses, zusammenhängendes Thema, sondern die Autoren zeigen auf, dass offensichtliche Erklärungen oft nicht die volle Wahrheit sind. So zum Beispiel die Wohl kontroverseste Aussage des Buches, das der Rückgang der Gewaltkriminalität der letzten zehn Jahre in den USA nicht durch strengere Gesetze bewirkt wurde, sondern mit der Legalisierung von Abtreibungen Anfang der 70er Jahre. Und so geht es weiter durch das Buch, von Beispiel zu Beispiel. Zum Beispiel: Wieso leben die meisten Crack-Dealer noch bei ihren Müttern? Die Antwort: Auf den untersten Stufen der Ganghierarchie sind die Verdienste nicht viel besser als wenn man Burger braten würde, bei ungleich höheren Risiken (das Todesrisiko eines Gangmitglieds ist auf der Strasse höher als im Todestrakt..). Doch falls man es nach oben schafft, dann sind die Gewinne enorm.

Nun, als Fazit würde ich sagen: Ganz nettes Buch, mit amüsanten Fallstudien, die einen auch zum Nachdenken anregen. Allerdings ist es auch kein Buch, das einen die Wirtschaft im Allgemeinen besser verstehen läßt, außer eben der Erkenntnis, dass schnelle Erklärungen oft nicht ausreichen und man ein bisschen tiefer im Datenwust graben muss.

Volker Pispers: Lehrer, die Fußmatten der Nation?

Auf Hinterm Mond gleich links habe ich die folgenden zwei Clips von Volker Pispers entdeckt. Wie gewohnt zynisch und zu viele unliebsame Wahrheiten erwähnend. Diesmal sind das Opfer die Lehrer, oder es mit Volker Pispers zu sagen: "Ein Kabarett-Abend ohne Lehrer ist wie Bier ohne Alkohol".






Vielem was er da sagt, kann man eigentlich nur zustimmen. Und leider ist es beinahe schon zu traurig als das man darüber lachen kann. So zum Beispiel, dass man "jetzt, alles von den Hecken und Zäunen einsammelt, was bis drei zählen kann" -- war es doch jahrelang sehr schwer eine Anstellung als Lehrer zu finden, bis, ja bis "plötzlich" die Oberschulämter feststellten, dass bald ganze Kollegien in den Ruhestand gehen würden. Das war irgendwann Ende der 90er. Ich selbst hatte ja noch die ganzen Lehrer, die schon meine Mutter 20, 25 Jahre zuvor schon hatte, abgesehen von den "jungen" Lehrern -- meist Klassenkameraden meiner Mutter-- die noch rechtzeitig zur Einstellungswelle der 70er Jahre mit dem Studium fertig wurden.

Und da jetzt Lehrer "auf einmal" knapp sind, wurden gleich die Einstellungsvoraussetzungen ordentlich herabgesetzt -- für unpopuläre Fächerkombinationen (Mathe/Physik zum Bleistift), reicht zum Teil schon ein Schnitt von 4,0 aus. Sprich, jeder, der sich irgendwie durch Studium und Referendariat mogelt, wird eingestellt. Das zieht nicht wirklich nur die fähigsten an, sondern die richtig guten Lehrer (die gibt's, ich hatte ein paar von denen und ich zähle auch meinen Vater dazu) gehen halt im Rauschen der Mittelmäßigkeit unter. Eigentlich sollten es ja die Kultusministerien so machen, wie die grossen Unternehmensberatungen: Mit ordentlicher Bezahlung, an Engagement (und nicht Dienstalter) gekoppelten Aufstiegsmöglichkeiten und guten Arbeitsbedingungen (wieso muss ein Lehrer z.B. selber seinen Computer finanzieren?) die Masse von Absolventen anlocken und wirklich nur die fähigsten Einstellen. Und dann, wenn jemand wirklich ein guter Lehrer ist, auch beide Augen zudrücken, wenn es mit den Formalia nicht ganz so passt. So könnte ich zum Beispiel Mathematik in BaWü nur bis zur siebten Klasse unterrichten -- nicht, weil mir irgendeine pädagogische Ausbildung fehlt, sondern weil mir Mathematik aus dem Hauptstudium fehlt. Dass ich als theoretischer Physiker die Integral- und Differentialrechnung sicherlich genauso gut beherrsche wie ein Mathematiker ist wurscht. Für die Achtklässler und aufwärts muss es schon fortgeschrittene Zahlentheorie sein. Auf jeden Fall ist es so, dass nicht nur unqualifizierte Lehramtsanwärter nicht ausgesiebt werden, sondern auch (unter Umständen als Lehrer besser geeigneten) Quereinsteigern noch Steine in den Weg gelegt werden.

Donnerstag, 27. November 2008

No Degree No Job?

Bis jetzt war meine Uni-E-Mail-Adresse spamfrei. Bis jetzt. Herzlich willkommen, erste Spammail. Und dann noch dazu eine so passende: Jemand will mir einen akademischen Grad verkaufen. Stimmt, ich hab ja erst einen, der zweite ist ja gerade in Arbeit. Aber wieso ich Geld für einen Doktor (oder was auch immer) zahlen soll, anstatt dafür bezahlt zu werden, leuchtet mir nicht wirklich ein. Es heisst in der E-Mail:

Tired of hearing:
:: No Degree, No JOB!
:: You don't Qualify for it!
:: What's your Degree in?
:: Where did you go to school?
:: With a Degree we could offer you a higher salary....

´Now you can Finally have the Degree you deserve based on your "Life
Experience"

Also ich bezweifle, dass jemand der auf irgendeine Spammail antwortet -- geschweige denn diesen Spammern Geld in den Rachen wirft -- genügend Lebenserfahrung für irgendwas hat. Aber nun gut... Lebenserfahrung. Also ich kann seit 23 Jahren oder so schwimmen, bekomme ich jetzt dafür einen Doktor in Hydrodynamik? Und was mache ich, wenn ich eines Tages wirklich einem Doktor der Hydrodynamik begegne und der mir Fragen zu meinem "Doktor" stellt?

No study, No examination, No Books.


Jetzt sollte wohl die letzte Dumpfbacke stutzig werden. Lernen, Bücher lesen und Prüfungen ablegen, das ist doch mehr oder weniger die Definition von studieren. Und das wird mir alles erlassen, wenn ich einen Betrag x bezahle? Für jemand, der einen guten Teil der letzten Jahre in Uni-Bibliotheken verbracht hat, kommt das schon fast einer Beleidigung gleich.

Prestigious Non-Accredited Degrees.


Soso, prestigeträchtige nicht-akkreditierte Abschlüsse. Das ist ein Widerspruch in sich. Entweder, der Name "Universität" und entsprechende Abschlüsse sind staatlich geschützt und Titelhandel somit sowieso illegal (z.B. in Deutschland) oder aber Universitäten müssen von einer entsprechenden Institution akkreditiert werden (so z.B. in den USA, wo der Name "University" an sich ungeschützt ist). Ein nicht-akkreditierter Abschluss aus einem Land, wo jeder eine "Universität" eröffnen kann, ist somit höchstens so viel Wert wie Altpapier.

This official College & University transcripts meet the highest academic standards printed on premium diploma paper, bearing the official gold raised SEAL of the awarding University
or College.

Also, wenn nur ein goldenes Siegel ein Diplom zu einem echten Diplom macht, dann hab ich wohl ein Problem -- mein Diplom der Uni Konstanz hat nur einen Stempel. Und das Papier ist auch kein spezielles.

Erst neulich gab es einen prominenten Fall von Titelmissbrauch: Der iranische Innenminister musste zurücktreten, nachdem herauskam, dass sein Oxforder-Ehrendoktor eine Fälschung war. "Natürlich" war entsprechender Minister nur das Opfer von Betrügern. Geschieht im trotzdem Recht. Denn die einzige Währung, mit der man sich einen Doktortitel erkaufen kann ist eine gesunde Mischung aus Hirnschmalz, Tränen und Starrköpfigkeit.

Samstag, 22. November 2008

Niederlande = Deichlande

Heute haben es die Niederlande -- genauer gesagt die Region um Amsterdam -- in die Rubrik "Satellitenbild der Woche" (hier das Bild, dort der Artikel dazu) bei Spiegel Online geschafft. In der rechten oberen Ecke des Satellitenbildes sieht man Flevoland, die jüngste Provinz der Niederlande (erst im letzten Jahrhundert eingepoldert) und Heimat meines Kollegen Marnix. Weiter links folgt das Ijsselmeer, an dessen Südende Amsterdam liegt (gut zu erkennen sind auch die Startbahnen von Amsterdam-Schiphol und der Nordseekanal). Ganz unten links kann man noch Teile von Den Haag erkennen -- Delft hat es leider nicht mehr auf die Aufnahme geschafft, würde jedoch etwas rechts unterhalb von Den Haag zu finden sein.

Montag, 17. November 2008

Life -- or the lack thereof -- in Academia


Wenn sich Gleichungen überhaupt nicht mehr vereinfachen lassen, man gar nichts mehr versteht und sowieso kurz davor ist, verrückt zu werden, dann lohnt sich ein Blick zu "Piled Higher and Depper" (phdcomics.com) von Jorge Cham. Und da stellt man fest, dass wohl das Betreuer-Doktorandenverhähltnis wohl überall ähnlich ist (siehe der Comic unten) bzw. die Zuhörerschaft bei Seminaren überall mit dem gleichen beschäftigt sind (siehe der Comic oben).

Digitales Nirvana

Das Internet ist schon eine tolle Sache, erlaubt es doch einfach und schnell mit anderen Leuten Kontakt aufzunehmen -- zumindestens in der Theorie. Folgender Fall: Letzten Donnerstag habe ich mir wohl beim Abendessen meine (einzige) Zahnfüllung verloren. Gleich danach mal schnell nach einem Zahnarzt gegoogelt -- ich hatte noch nicht das Vergnügen, einen holländischen Zahnarzt zu konsultieren -- und auch einen mit -- sehr lobenswert -- englischer Homepage und noch dazu in der Nachbarschaft gefunden. Schnell das Kontaktformular ausgefüllt, inklusive einer Bitte nach einem baldigen Termin wegen besagtem Problem und abgeschickt. Nun, zurückgekommen ist ausser einer automatischen Bestätigungsmail bisher noch nichts. Wieso meinen Leute, es sei genug einmal eine super-duper Seite ins Netz zu stellen ohne sie zu pflegen oder eben auf Kontaktanfragen via eben dieser Homepage zu reagieren? Keine Ahnung, doch meiner Meinung nach ist das der wichtigere Teil der ganzen Internetgeschichte. Nun gut, ich bin immer noch auf der Suche nach einem Zahnarzt, da es hier anscheinend nicht allzuviele gibt, die noch Patienten aufnehmen. Aber für die weiteren Kontaktaufnahmen werde ich wieder zum altbewährten Telefon greifen, denn dort gehen Nachrichten normalerweise nicht in einem digitalen Nirvana verloren.

Montag, 10. November 2008

Zeitunschärfe

Am Samstag wurde mal bewiesen, dass Wissenschaftler einfach unfähig sind, die Herausforderungen des Alltags zu meistern -- wie zum Beispiel sich um 11 Uhr in Den Haag am Bahnhof zu treffen um ins Fitnessstudio zu gehen.

Akt 1: Mal wieder viel zu spät aufgestanden, schnell gefrühstückt, die letzte Tasse Tee noch im Losrennen geleert. Dann am Bahnhof: Renne zu meinem Lieblingsfahrkartenautomaten, der schon das letzte mal meine Karte nicht lesen wollte und der -- welche Überraschung -- auch diesmal meine Karte nicht akzeptiert. Nun gut, zum nächsten Automaten. Dieser liest meine Karte und mit der Herausgabe des Tickets fährt hinter mir der Zug ab. Mist!

Akt 2: Ich will Chris und Giorgi anrufen um zu sagen, dass ich erst 20 Minuten später komme. Dabei stelle ich fest, dass mein Handy natürlich daheim liegt. Natürlich!

Akt 3: Es ist nun zwanzig vor zwölf, endlich stehe ich vor dem Fitnessstudio. Ein Blick in den Kardio-Raum sagt mir, dass Chris und Giorgi nicht da sind. Hm, treffen wir uns doch erst um zwölf? Wären sie um 11 gekommen, so müßten sie noch unsere traditionellen 30 Minuten auf dem Laufband absolvieren. Aber: Keine Spur von den beiden. Da ich wie gesagt, mein Handy in der Sicherheit meines Zimmers gelassen habe, beschliesse ich am Bahnhof auf die beiden zu warten.

Akt 4: Ich steh mir am Bahnhof die Beine in den Bauch. Weder Chris noch Giorgi tauchen um zwölf auf. Also gehe ich zurück zum Fitnessstudio. Dann renne/rudere/radle ich halt allein. Und wenn sehe ich, als ich Richtung umkleide laufe? Giorgi, wie er am Gewichte stemmen ist. WTF?

Akt 5: Nun die Auflösung: Da Giorgi bis früh morgens noch mit Fabian unterwegs war, ist er aus Versehen eine Stunde zu früh (!) aufgestanden (das verstehe mal wer will) und ist daher schon seit zwei Stunden im Fitness. Chris, der sein Handy im Gegensatz zu mir immer dabei hat, tauchte um 10 auf und liess das radeln/rudern/rennen ausfallen und ging dann gleich zu den Gewichten. Kein Wunder hab ich die beiden beim erstenmal nicht gesehen. Nun gut, Ende vom Lied: Giorgi ist mit seinem Pensum durch, Chris kommt noch mit eine Runde rennen, den Rest mach ich dann allein.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Defend your thesis!

Glücklicherweise habe ich bisher immer erst mitbekommen, wie es in einer Prüfung abgeht, als es eigentlich schon zu spät war -- will heissen, als ich selber als Prüfling daran teilnahm. Vor jetzt schon fast drei Wochen war es zum erstenmal anders: Ich sass als mehr oder weniger Unbeteiligter in Xuhui's Doktorprüfung. Wobei ich das mit unbeteiligt sein nicht ganz stimmt. Hier in Delft sind nämlich die Doktorprüfungen super formell -- will heissen, die Prüfer tragen nicht nur Talare, der Prüfling einen Frack sondern der Prüfling wird noch dazu von zwei befrackten "Paranymphen" (dem Doktorprüfungsäquivalent eines Trauzeugen) begleitet. Nun, das Los Paranymph zu sein viel Fabian und mir zu. Daher begann unser Tag nicht um halb zehn mit Beginn von Xuhuis Vortrag, sondern schon eine Stunde früher im Frackverleih Klueger. Nun gut, also voll befrackt marschierten wir dannf zur Uni, wo es dann noch eine Kurzeinweisung in die Prüfungszeremonie gab: wer wann wo zu stehen hatte, wie die jeweiligen Prüfer anzusprechen sind -- die Prüfer sollen nämlich entsprechend ihrem Rang nicht als Prof. Soundso und Dr. Irgendwer angesprochen werden, sondern als "zeer geleerde opponent" und "geleerde opponent". Na ja, auf jeden Fall scheint das Ziel zu sein durch die ganzen Formalitäten dem Prüfling eine möglichst schreckliche Stunde zu bescheren.

Nun gut, zuerst hielt Xuhui einen Vortrag, dann traten -- angeführt vom Pedel (mit Zeremonialstab!) -- die Prüfer den Raum und es konnte losgehen. Während der Prüfung sassen Fabian und ich dann vor Xuhuis Rednerpult, bereit jederzeit aufzuspringen und ihn zu verteidigen sollte einer der Prüfer... Nun, die Prüfer waren alle zivilisiert und so war es nicht nötig sich mit ein Gefecht zu liefern. Das einzige mal, wo ich dann ein bisschen Action hatte, war als der Streit um Gleichung 5.16 in der Doktorarbeit eskalierte und ich von einem der Prüfer einen Zettel mit einer Rechnung holen musste. Und das war eigentlich schon alles, was ich als Paranymph zu leisten hatte. Wobei, nein, ich musste auch noch eine von Xuhuis Thesen vorlesen. Hier ist es nämlich so, dass zusätzlich zur Doktorarbeit ein dutzend oder so Thesen verfasst werden müssen, die zum einen sich auf die Doktorarbeit bzw. die Physik beziehen können und/oder auch total physikfrei sein können. Zum Beispiel, eine von Xuhuis Thesen war, dass Politiker, die einen wissenschaftlichen Hintergrund haben, weniger von Dogmen getrieben seien und im Allgemeinen Verantwortungsvoller seien. Hm, weiss nicht wirklich ob ich da zustimmen kann, wenn ich nur an Merkel und Lafontaine (beide Physiker) und Margret Thatcher (Chemikerin) denke...

Was noch ganz witzig war, war der etwas arg aufgedrehte Prüfungsvorsitzende. Nach jeder Frage eines Prüfers donnerte er los: "Defend your thesis!!" und das war dann für Xuhui das Zeichen nun um sein Leben zu quasseln.


P.S.: Wer mich im Frack sehen will, sollte auf Xuhuis Blog nachschauen.

Boogie on Reggae Woman

Manchmal findet man auf youtube doch geniale Sachen, wie zum Beispiel dieses Video:



Marcus Miller spielt Stevie Wonder's "Boogie on Reggae Woman". Um es kurz zu sagen: Mein Lieblingsbassist spielt den wohl coolsten Song meines Lieblingsmusikers.

Freitag, 3. Oktober 2008

Es ist wieder soweit

Der Sommer ist aus, der Herbst und somit auch die Preisverleihungssaison hat begonnen. Anfang September wurden die neu geschaffenen Kavli-Preise (für Astronomie, Nano- und Neuroscience -- Slogan: "The biggest, the smallest, the most complex") verliehen und bald werden auch die neuen Nobelpreisträger bekanntgegeben.

Was vielleicht weniger bekannt ist, es gibt noch einen weiteren Preis, der in dieser Jahreszeit verliehen wird: Den Ig-Nobel Preis (Englisch ignobel = unwürdig, siehe auch auf Wikipedia), für unnütze, unwichtige oder skurrile Beiträge zur Wissenschaft. Dieses Jahr wurden zum Beispiel ungemein wichtige Arbeiten zu folgenden Themen ausgezeichnet:
  • Die Erkenntnis, dass Flöhe, welche auf Katzen leben, weniger hoch hüpfen können, als solche, die auf Hunden leben (Ig-Nobelpreis in Biologie).
  • Die Erkenntnis, dass teure Placebos besser wirken als billige (Medizin)
  • Die etwas schlüpfrigen Erkenntnisse, dass Cola ein effektives Spermizid ist (Chemie-Preis) und dass die Tageseinnahmen von Stripperinnen von ihrem Menstruationszyklus abhängen (Wirtschaftspreis)
Bleibt noch zu sagen, dass natürlich alle ausgezeichneten Arbeiten in entsprechenden peer-reviewed Fachjournalen veröffentlicht wurden und also keine Fakes sind.

Montag, 8. September 2008

Top 10 Amazing Physics Videos

Bei wired habe ich heute eine nette Sammlung von Videos gefunden: Die Top 10 der Physik Videos. Von Klassikern wie stehende Wellen und netten Dingen wie Wasserwellen in Schwerelosigkeit bis zum aktuellen Tophit in Sachen Physikvideos, dem LHC Rap, ist alles dabei. Glotzbefehl!

Der LHC kommt -- Oder: Das Ende naht

Bald ist Weihnachten - nur noch 107 Tage. Ist man jedoch Teilchenphysiker (Disclaimer: Bin ich nicht, bin so ein Festkörperlangweiler), dann ist Weihnachten - und genaugenommen Geburtstag, Ostern und was-weiss-ich-noch - schon eher. Nämlich übermorgen. Dann geht der Large Hadron Collider am Cern in Genf endlich in Betrieb.

Mein Prof in Quantenfeldtheorie (damals in Kanada, lang ist's her) pflegte jede der mehreren dutzend Tafelseiten langen Herleitungen mit dem Kommentar einzuleiten: "... actually it is not rocket science to show, that...", damit meinter er, dass die ganze Sache doch eher auf der trivialen Seite des Lebens zu finden ist. Zumindest wenn man vor lauter geh-mü-nüs nicht den Überblick verlor. In der Tat, was der LHC genau macht, lässt sich sogar in einem HipHop-Song in weniger als 4 Minuten 50 erklären:

Somit bekommt die Abkürzung LHC noch eine ganz andere Bedeutung: Lustiger Hiphop Clip.

So und jetzt werfen wir noch einen Blick auf die ernstere Seite der Geschichte: Gerade heute habe ich wieder auf Spiegel Online gelesen, dass sich die Gegner des Beschleunigers inzwischen auf Todesdrohungen verlegt haben, denn anscheinend hat einer der beteiligten Theoretiker (für Experten, Frank Wilczek, Nobelpreis 2004) welche erhalten. Das ist nur eine letzte Episode in den Versuchen einiger, den Start des LHC zu verhindern, da sie befürchten, durch neu erzeugte Teilchen oder Schwarze Löcher könnte die Weltuntergehen. Und das, obwohl durch mehrere Studien belegt wurde, dass die im LHC voraussichtlich entstehenden Teilchen keinerlei Gefahr ausgeht. Weltuntergangswahrscheinlichkeit gleich null. Trotzdem wurde erst im August ein Antrag auf eine Einstweilige Verfügung vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte abgelehnt. Irgendwie finde ich das ganze bezeichnend für die Wahrnehmung der Physik in der Öffentlichkeit: Wir Physiker sind da nur ein paar verrückte Genies, die wohl im Keller eine Weltuntergangsmaschiene zusammenbauen nur um zu sehen, ob unsere Theorien stimmen oder nicht. Insbesonder mag ich das Zitat eines der Kläger (siehe der zitierte Spiegel-Artikel): "Die Leute bauen immer größere Teilchenbeschleuniger, ohne genau zu wissen, was bei den Experimenten herauskommt." Ja, also wenn man schon genau wüßte, was herauskommt, dann müßte man doch wohl kaum mehr experimentieren. Doch wovon wir Physiker schon eine ziemliche Ahnung haben, sind die Größenordnungen und Zeitskalen auf denen sich die zu erwartenden Effekte abspielen sollen. Und da zeigen alle Indizien darauf hin, dass wir uns mit dem Weltuntergang noch ein bisschen gedulden müssen.

Das Jahrbuch, eine unendliche Geschichte

Vor einigen Wochen ist bei uns eine E-Mail eingetrudelt, dass die Leute von der Fachschaft Physik einen Beitrag für ihr Jahrbuch von uns Theoretikern wollen. Und das alles bitte zum Thema "Einheiten" und irgendwie sollte es auch noch einen Bezug zu unserer Arbeitsgruppe haben. WTF, ich und Einheiten? Was haben die mit mir zu tun? Streng genommen gar nix. So machte sich dann Ratlosigkeit breit und wir beschlossen, die E-Mail einfach zu ignorieren. Dummerweise hat das nicht wirklich funktioniert, denn die Leute von der Fachschaft haben uns weiterhin mit Emails bombardiert. Nun, schlussendlich blieb die Sache durch das Eliminationsprinzip (Urlaub, Ausreden...) an mir und an Chris hängen. Nun, um eine lange Geschichte kurz zu machen, das ist unser Ergebnis:


THEORY, UNITS AND UNITY

Writing something linking the theme for this yearbook of ``eenheid," which is to say unit (or tongue-in-cheek: unity), with the theory group is quite a task, as we found out on doing some brainstorming. The reason being that we theorists typically can't really agree on a common standpoint on questions arising from units. For example, some prefer to use a unit system where both hbar and k_B, i.e. Planck's and Boltzmann's constant, are both equal to one, as it makes formulas less cluttered. Others, in turn, prefer to retain these constants, as it makes their thinking clearer, while still others can't really decide and sometimes set hbar, k_B to one and sometimes not. But essentially, let's be honest: it's all a matter of taste, and so one finds among the twenty--or--so members of the theory group at least twenty--or--so opinions on the pro's and con's of using some system of units or other.

So are we then just a bunch of people who can't agree on anything? The answer is of course: No. We agree, first and foremost, that exploring new fields and uncovering the fundamental laws of nature is a deeply interesting thing to spend time doing. Now for the non--physicist visiting us this might not seem so exciting, as all he will see is people staring at screens or scribbling formulas on scrap paper. Perhaps sadly, no interesting or confusing--looking experimental setups or the like can be found in our offices. Yet, the most exciting thing for us is happening constantly: seeing that all the assumptions and calculations we've made add up to an explanation of an effect observed in experiments, or better yet, one not--yet--observed, but certain to be.

Now, apart from this work, we all enjoy the daily coffee breaks, where the latest news, trivia or the peculiarities of our home countries are discussed in as much detail as a good derivation... But diverse as the group is, with people coming from a half a dozen or so countries and backgrounds, we often find that the only conclusion we can agree on, is that we certainly do not agree. And that of course, brings us full circle back to whether it is better to set $\hbar$ equal to one or not.

Sonntag, 17. August 2008

Bodenseepanorama, the Linux way

Mich plagt mal wieder die Sehnsucht nach dem Bodensee. Insbesondere ein Fenster mit Bergsicht zu haben wäre schon klasse, leider in diesem Flacher-als-ein-Pfannkuchen-Land ein Ding der Unmöglichkeit. Gut, aber wozu gibt es Linux? Das Betriebssystem wo alles möglich ist, wenn man nur weiss wie. Damit meine Lösung für die Bodenseesehnsucht: Aktuelle Webcambilder als Desktophintergrund. Eigentlich sind nur zwei Aufgaben zu bewältigen:

  1. Geeignete Webcams finden.

  2. Ein kleines Skript, das das aktuelle Webcambild herunterläd und als Desktophintergrund setzt.


Beim ersten Punkt mag vielleicht diese Seite eine kleine Hilfe sein. Der zweite Punkt lässt sich mit folgendem Bash-Script erledigen:

#!/usr/bin/bash
while [ 1 ];
do
wget -O /pfad/wo/bild/gespeichert/werden/soll.jpg -N http://irgendeine.url.de/webcambild.jpg
dcop kdesktop KBackgroundIface setWallpaper 3 /pfad/wo/bild/gespeichert/werden/soll.jpg 6
sleep 5m
done

Mit wget -O zielpfad ursprungsurl laden wir das Bild der Webcam herunter. Danach benutzen wir den dcop-Mechanismus von KDE um das Hintergrundbild zu aktualisieren. Näheres zu dcop findet sich zum Beispiel hier. Im Endeffekt sagen wir mit dcop kdesktop KBackgroundIface setWallpaper 3 /pfad/wo/bild/gespeichert/werden/soll.jpg 6, dass wir die Methode setWallpaper des kdesktops aufrufen wollen. Die Argumente sind der Desktop (im Beispiel Nr. 3), dessen Hintergrundbild geändert werden soll, der Pfad des Bildes, sowie der Modus für die Anzeige. Mit sleep 5m sagen wir dem Script, dass es fünf Minuten ruhen soll, bis es das nächste Bild herunterlädt. Damit ist alles gesagt.

Sonntag, 3. August 2008

Google Killer?

Gerade habe ich Cuil ausprobiert. Um gleich vorweg eines klar zu stellen: Cuil ist nicht französisch für A... sondern angeblich Irisch für "Wissen". Folglich verbirgt sich dahinter auch eine Suchmaschine und keine nicht-jugendfreie Seite. Nun gut, laut Eigenaussage hat Cuil mehr Seiten indiziert als Google, folglich sollte man wohl bessere Suchergebnisse erwarten können. Nun gut, auf zum Kurztest. Habe mal einfach meinen Namen eingegeben. Was bei den Ergebnissen zuerst auffällt, ist die dreispaltige Ergebnisliste. Finde ich jetzt keinen Geniestreich, da nicht wirklich klar ist, was nun die Reihenfolge der Treffer sein soll. Ausserdem fallen die eingebundenen Bilder auf. Allerdings scheint der Algorithmus, der diese Bilder bestimmt, eine andere Logik zu besitzen als die menschliche. Zum Beispiel die Seite meiner ehemaligen Arbeitsgruppe in Konstanz. Da werde ich als Ehemaliger aufgeführt, inklusive Bild. Nun, in der Ergebnisliste zeigt Cuil zu dieser Seite netterweise ein Bild an, aber nicht von mir, sondern von Markus. Und das, obwohl mein Bild auch noch den Dateinamen StefanBretzel.jpg hat. Da könnte ja ein Computer schon darauf kommen. Und wieso Markus Bild angezeigt wird, keine Ahnung. Ist weder das erste, letzte, noch sonstwie anders als die anderen Bilder auf der Seite. Die anderen Ergebnisse sind vergleichbar mit denen von Google, es tauchen Links zu meiner alten Schule (ein keltischen Rennfeuerofen den wir in der dreizehnten Klasse bauten), zu meiner jetzigen Arbeitsgruppe, sowie zum Buch von Herrn Audretsch auf, das ich als Hiwi geTeXt habe. Fazit des Schnelltests: Suchergebnisse ok, das dreispaltige Layout wahrscheinlich geschmacks- bzw. gewöhnungssache, die angezeigten Bilder eine sinnlose Spielerei mit keinerlei Informationsgewinn. Damit kann Google wieder Luft holen, denn der angekündigte Google Killer ist das wohl noch nicht.

Mittwoch, 11. Juni 2008

Das Fehlende-Gabeln-Problem

In den letzten zwei Tagen hat mal wieder unsere Mensa für Gesprächsstoff gesorgt. Ich will hier gar nicht anfangen, mich über die Qualität des Essens auszulassen, da ja sowieso jeder Student der Meinung ist, dass seine Mensa im Wettbewerb Wer-kocht-am-ungeniesbarsten führend ist.

Nein, es geht um das Fehlende-Gabeln-Problem, das uns hier plagt. Dabei hat es folgendes auf sich: Seitdem letzten Herbst der Mensa-Pächter gewechselt hat, gibt es dauernd einen Mangeln an Gabeln. Wenn man Glück hat, dann fliegen noch irgendwo Einwegplastikgabeln herum, wenn nicht, dann kann man seinen Wok oder was auch immer (also Pommes mit Frittensos) mit Löffel essen. Im Schnitt passiert das so alle Woche zwei oder dreimal, egal ob man früh oder spät in der Mensa auftaucht. Und der Betreiber hat es im letzten halben Jahr nicht für nötig gehalten, daran etwas zu ändern (z.B. mal beim Ikea seines Vertrauens eine handvoll Gabeln zu besorgen). Zumindestens bis gestern. Es hat nämlich jemand haarscharf kombiniert: 1) Es fehlen Gabeln. 2) Da es jetzt Sommer ist, essen viele Leute draussen auf der Treppe vor der Bib. Schlussfolgerung: Diese Leute schleppen Gabeln raus, ohne sie zurückzubringen. Dass das ganze mit den fehlenden Gabeln irgendwann im Winter begonnen hat, lange bevor irgendjemand auf die Idee kam draussen zu essen macht ja nichts. Auf jeden Fall haben wir jetzt einen Sicherheitsmenschen an einem Ausgang stehen, der haarscharf überwacht, dass niemand Teller oder Besteck mit nach draussen nimmt. Total gaga, denn was dieser Sicherheitsmensch pro Stunde verdient, da könnte man locker ein paar Dutzend Gabeln davon kaufen... Ausserdem: Besser man verärgert seine Kunden als das Problem zu lösen, das ist ja schon immer das Rezept für erfolgreiche Geschäfte gewesen.

Dienstag, 3. Juni 2008

Quer durch die Ardennen: Maastricht - Bastogne - Lüttich

Letztes Wochenende habe ich es endlich mal wieder geschafft - zwei Tage radfahren. Und damit meine ich so richtig - 310 km in zwei Tagen. Ich muss wohl total einen an der Waffel gehabt haben. Auf jeden Fall habe ich mich am Samstag früh morgens aus dem Bett gequält, um es um halb acht auf den Zug nach Maastricht zu schaffen. Um halb elf gings dann von Maastricht aus los, ersteinmal Richtung Aachen. Auf halber Strecke bin ich dann nach Süden abgebogen nach Eupen. Es ist schon interessant, sobald man südlich von Maastricht ist, tauchen gewisse geographische Objekte auf, die man in den restlichen Niederlanden nämlich vergeblich sucht. Die Rede ist von Hügeln. Die Gegend um Eupen ist auch aus einem anderen Grund interessant: Zum einen überquert man die flämisch-französische Sprachgrenze, zum anderen ist Eupen quasi die "Hauptstadt" der deutschsprachigen Minderheit in Belgien. Dies hat dann ein ziemliches Sprachchaos zur Folge, so kommt man in Eupen ohne weiteres an deutsch-, niederländisch- und französischsprachigen Geschäften vorbei. Keine Ahnung wie das im Alltagsleben dort abgeht.

Von Eupen aus ging es dann ins Hohe Venn. Damit hiess es ersteinmal klettern. Immer auf der Hauptstrasse (es gibt sonst keine andere..) ging es ersteinmal durch urigen Wald immer bergauf, bis man oben auf dem Kamm in einer Moorlandschaft ankommt. Was das ganze noch uriger machte war, dass der Kamm des Venns in den Wolken war. Sichtweite daher vielleicht 50 m, mit Brille auf der Nase vielleicht eher 5 m. Daher kann ich auch nicht wirklich behaupten, den höchsten Punkt Belgiens gesehen zu haben. Laut Landkarte muss ich jedoch nur ein paar Meter daran vorbeigefahren sein. Nächstes Etappenziel, nach einer rasanten Abfahrt, war dann Malmedy. Von dort dann (es waren schon über 70 km..) mehr oder weniger direkt nach Luxemburg. Ab Troisvierges bin ich dann auf obskuren Wegen mehr oder weniger eben - wenn man mal von einem heftigen Anstieg um durch ein Drei-Häuser-Dorf zu kommen absieht - für 15 km der Bahnlinie Richtung Luxemburg Stadt gefolgt. War auch nötig, da ich mittlerweile absolut auf dem Zahnfleisch ging. Theoretisch sollte dann nur noch ein kleiner Anstieg zu machen sein und dann sollte ich in Wiltz vor meiner Jugendherberge stehen. Theoretisch. Da davor noch ein heftiges Gewitter auszusitzen war. Es war ja schon den ganzen Tag mehr oder weniger stark bewölkt, doch dann - so ungefähr 15 km vor Wiltz - hat jemand beschlossen den Hahn ganz weit aufzudrehen. Die halbe Minute die ich gebraucht habe, um anzuhalten und meine Regenjacke anzuziehen haben auf jeden Fall ausgereicht komplett patschnass zu werden. Danach die übliche Routine: Wartehäuschen suchen und Gewitter aussitzen. Ach ja, noch eine Frage: Wieso ist eigentlich die höhe des Hügels, auf dem die Juhe liegt, direkt proportional zu den Anstrengungen des Tages?

So, der erste Tag war geschafft. 157 Kilometer mit nem 22,3 Schnitt. Nicht schlecht. Vor allem wenn man an das Profil denkt und dass ich die letzten Wochen buchstäblich nicht zum Radeln gekommen war. Fester Vorsatz für den zweiten Tag: Ich mag nicht so viel fahren wie gestern. Hat mich doch etwas arg geschlaucht. So, von Witz ging es erst mal nach Bastogne, damit wären die ersten 20 km abgehakt. Sinn und Zweck der Tour war es ja, die Strecke von Lüttich-Bastogne-Lüttich abzufahren. Wenigstens ein Stück davon. So ging es von Bastogne aus nach Norden, Richtung Houffalize. Genaugenommen ist das entgegen der Richtung vom Radrennen, aber die andere Hälfte des Rennens (genauergenommen die anderen zwei Drittel) wären wohl dann doch etwas zu hart geworden. In Houffalize ging es dann weg von der Hauptstrasse und dadurch für die nächsten zwei Stunden keinerlei Autos. Nichteinmal die üblichen Sonntagsmotorradfahrer, die in den Ardennen wohl genauso häufig sind wie auf Alpenpässen, gab es. Dafür viel Landschaft, nochmal Landschaft und zur Abwechslung mal ein Dorf mit zwei oder drei Häusern. Ab Bovigny ging es dann ein paar Kilometer der (dem?) Salm entlang. Ein nettes, tief und eng eingeschnittenes Flusstal. Nur, man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben und so ging es dann schon ein paar Kilometer weiter (in Grand Halleux) selbstmörderisch bergauf. Nix mehr mit Hauptstrasse im Flusstal. Jetzt waren wieder Nebensträßchen mit 15% oder mehr Steigung angesagt. Irgendwie hat es mir den Rest gegeben und so musste ich in Stavelot ersteinmal in einer Friterie eine Zwischenstation einlegen. Und es stimmt: Sobald man die Niederländische Grenze hinter sich gelassen hat. Selbst Pommes mit Majo schmecken ausserhalb der Niederlande wesentlich besser. Nach nun knappen 70 km auf der Route von Lüttich-Bastogne-Lüttich hat sich dann bei mir folgende Erkenntnis durchgesetzt: Die Strecken von Radrennen werden weder so gelegt, dass man am schnellsten von A nach B kommt, noch so, dass man am einfachsten von A nach B kommt. Vielmehr werden professionelle Radrennen wohl von Sadisten geplant, die jede erdenkliche Erhebung mit in die Tourplanung einbeziehen. Daher hab ich das dann mit der Route nachradeln gesteckt und bin der Hauptstrasse nach Spa gefolgt. Da gab's zwar auch noch einen kleinen Berg, aber ab Spa gings dann nur noch der Eisenbahnlinie bzw. einem Fluss entlang. Ergo: flach. Denn Anstiege hatte ich genug für dieses Wochenende. In Lüttich waren es dann doch wieder 153 km. Soviel zum Thema "Heute soll es nicht so viel werden wie am Samstag".

Samstag, 17. Mai 2008

Bouwkunde Update

Inzwischen hat sich die Neuigkeit, dass bei uns die Architekturfakultät abgebrannt ist bis zu Spiegel Online herumgesprochen. Also laut Spiegel Online hat ein Wasserrohrbruch ein Kurzschluss in einem Kaffeeautomat verursacht, was ungefähr eine Mischung aus den beiden Theorien ist, die bei uns herumgehen. Frag mich nur, ob die mehr wissen als wir.

Heute hab ich es dann mal geschafft, zur Bouwkunde hinunterzuradeln und mal ein Foto zu machen. Sieht schon krass aus.

Ab Montag soll das ganze dann abgerissen werden. Ach ja, ein Teil der Architekten sind jetzt ersteinmal notdürftig bei uns im Physikgebäude untergekommen.

Dienstag, 13. Mai 2008

Gefährliche Kaffeemaschinen

Demnächst kann man wahrscheinlich in Delft folgende Anzeige in der Zeitung lesen:
Nette Fakultät, sowohl künstlerisch als auch technisch veranlagt, manchmal etwas statisch, sucht ab sofort neues Zuhause.
Was ist passiert? Nun, heute morgen gegen halb zehn ist eben im Gebäude der Architekten ein Feuer ausgebrochen, nach einer Version durch einen Kurzschluss einer Kaffeemaschine in einer der Kaffeecken. Daher die gefährlichen Kaffeemaschinen im Titel. Ich weiss schon, weshalb ich Tee trinke! Um die Geschichte kurz zu machen, die Feuerwehr konnte den Brand nicht löschen und am Nachmittag wurden dann die Löscharbeiten eingestellt, weil das Gebäude als einsturzgefährdet galt. Tatsächlich ist es dann auch heute abend irgendwann, während ich im Vortrag unseres japanischen Gastes sass, ein Teil des Gebäudes eingestürzt. Siehe dazu dieses Video (Tipp: ab ca. 1 Minute wird es interessant):



Glücklicherweise scheinen bei dem Brand keine Menschen(holländisch: slachtoffers, kein Scherz!) zu Schaden gekommen zu sein. Wer das ganze aus einer vertrauensvolleren Quelle als dem Bretziversum erfahren möchte, kann sich vertrauensvoll an den Volkskrant wenden.

Montag, 12. Mai 2008

Perfekt getarnt mit oranger Windjacke

Eigentlich bin ich ja jetzt schon viel zu spät dran, aber ich muss trotzdem noch die Ergebnisse meiner jüngsten anthropologischen Feldforschungen loswerden, nämlich meine persönlichen Eindrücke zum Königinnentag oder vielmehr zur Nacht davor, der Königinnennacht.

Vielleicht ein paar Vorbemerkungen zum Thema Koninginnedag (Königinnentag, 30. April) bzw. Koninginnenach (Königinnennacht, der Abend vor Koninginnedag): Fakt Nummer eins: Genaugenommen hat Beatrix Ende Januar Geburtstag, was jedoch der Geburtstagsfeierlaune Ende April nicht schadet. Damit tut sich neben dem Zwang, jegliches Essen frittieren zu müssen, eine weitere Parallele zu Grossbritannien auf. Denn auch die Queen hat zu einer meteorologisch ungünstigen Zeit Geburtstag. Fakt Nummer zwei: In der Nacht auf den Königinnentag findet in Den Haag -- sozusagen zum Vorglühen -- die Koninginnenach statt, eine Art kollektives Ausflippen in Orange bei kostenlosen Open-Air-Konzerten.

Nun, am besagten Abend war ich mit zwei meiner Kollegen, Giorgi und Chris, unserem italienischen Gast, Stefano, sowie Chris' Frau Vanessa und ihrer Freundin Lisette in Den Haag unterwegs. Schon am Bahnhof sahen wir die ersten Leute mit orangenen Perücken, Fussballtrikots oder mit in den Nationalfarben geschminkten Gesichtern. Wir sind dann einfach mal los, und sind dann halt bei der erstbesten Bühne stehen geblieben - natürlich hat sich keiner von uns die Mühe gemacht, ein Programm zu konsultieren. Nachdem wir das Ende des Soundchecks brav abgewartet hatten, traten dann ein paar Milchbubis (wirklich, höchstens fünfzehn oder so waren die) auf die Bühne und legten los. Um es mit meinem alten Englischlehrer zu sagen: Mein Rat an sie ist, "it's a long way - start walking". Auf jeden Fall hörten sich alle Lieder (es ging definitiv in Richtung Punk) gleich an... Nun, nach dem zweiten oder dritten Song kam dann Giorgis Vorschlag "Maybe the music becomes better if we have a beer". Naja, auch durch Bier (oder in meinem Fall Cola) wurde die Musik nicht besser und so machten wir uns auf die Suche nach der nächsten Bühne, wo wir in der Tat eine klasse Bluesrock-Gruppe sahen (leider weiss ich ihren Namen nicht mehr). Danach klapperten wir alle restlichen Bühnen ab, ohne etwas wirklich überzeugendes zu finden. Auch war unser Versuch, irgendeinen Sitzplatz in einer Kneipe zu finden zum Scheitern verurteilt, da alle Kneipen mit Leuten, die zum Teil in nicht unerheblichen Mass berauscht und/oder orange waren, genagelt voll waren. So landeten wir schlussendlich bei der Bühne-wo-die-Blues-Band-gespielt-hatte und sahen dort noch eine Punk-Rock-Gruppe ebenfalls unbekannten Namens. So um halb eins meinte dann der Säger, dies wäre ihr letztes Stück. Aber entweder hat er diese Bemerkung gleich wieder vergessen oder er musste sie nur aus "rechtlichen" Gründen äußern. Auf jeden Fall ging es danach noch eine dreiviertel Stunde weiter.



Schlussendlich haben Giorgi, Stefano und ich dann noch den Zug nach Delft verpasst, weshalb wir noch eine halbe Stunde in Den Haag Centraal Station warten durften. Dafür hatten wir auf den fünfzehn Minuten Heimfahrt dann musikalische Untermalung von einer Gruppe mehr oder weniger betrunkenen Teenagern, die sich durch sämtliche holländischen Geburtstagslieder durchsingen mussten. Um viertel drei war ich dann endlich daheim.

Montag, 31. März 2008

Schweiss statt Sangria - eine Woche Radfahren auf Mallorca

Ja, also alles fing mal mit einer Mail von Carsten an: wir müssen mal unbedingt wieder zusammen Radfahren. Sein Vorschlag: Mallorca. Naja, ich war dann erstmal ein bisschen skeptisch, da ein Trip nach Mallorca zwei Sachen mit sich bringt, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann: a) Party-Touristen und b) Fliegen. Was das Fliegen angeht, da kommt man wirklich nicht drumherum, aber in Sachen Party-Touristen hatten wir Glück. Da ja noch früheste Vorsaison war, gab es praktisch keine. Zumindest nicht in Can Picafort, wo wir waren. Könnte auch daran liegen, dass dort noch die meisten Hotels und alle anderen Tourifallen geschlossen waren. Und nun, was Fliegen angeht: Irgendwie war es dann doch halb so wild. Ist halt doch ein Unterschied ob man nur nach Malle fliegt oder gleich Transatlantik. Auf jeden Fall ging alles problemlos, auf dem Flughafen in Palma wartete auch schon Carsten und unseren Busfahrer nach Can Picafort hatten wir auch schnell gefunden. Wir hatten allerdings ein kleines Problem mit ihm: Auf seine Frage, woher wir kämen antworteten wir -- wahrheitsgemäss -- Amsterdam bzw. Frankfurt. Aus seiner Liste standen aber nur zwei Personen vom Flug aus Amsterdam, und ihm klar zu machen, dass wir in der Tat diese zwei sind obwohl Carsten eigentlich aus Frankfurt kam, war eine mittelschwere Übung in Gebärdensprache. Naja, wer in der Touribranche arbeitet sollte halt wenigstens ein bisschen Englisch können. Schlussendlich schafften wir es dann zum Hotel und konnten dann schon abends unsere Mieträder abholen. Mit dieseb sind wir dann gleich noch für eine Stunde die Küste entlanggejagt und haben wohl eine halbe Armee Radfahrer demoralisiert. Die: Nach 100+ km langsam auf dem Zahnfleisch gehend und Richtung Hotel schleichend. Wir: frisch aus dem Flieger, den ganzen Tag nix getan und daher vergleichsweise fit. Und daher flogen wir nur so an den anderen so vorbei, auch an den ganzen Fanatikern mit ihren unendlich viel besseren Rädern.

So, nun zweiter Tag: Der Plan war, zum Cap Formentor zu radeln, der äußersten Nordwestspitze Mallorcas. Zuerst ging es dann die schon gestern erprobte Strecke nach Alcudia, immer der Kueste entlang. Aber im Vergleich zum Vortag windetete es wie verrückt. Natürlich aus der falschen Richtung. Beim Radfahren windet es ja immer aus der falschen Richtung. In Alcudia
machten wir dann unsere erste Erfahrung damit, wie in Spanien Schilder platziert werden: Irgendwo in der hintersten Ecke, so dass man sie auf keinen Fall sehen kann und daran vorbeifährt. Nun gut, nach einer Stunde Irrfahrt in eine Sackgasse, welche in einem Golfplatz endete, kamen wir wieder an eine Stelle die uns bekannt vorkam: Das Stadttor von Alcudia! So ein Scheiss. Nach ein paar nicht mehr nachvollziehbaren Haken kamen wir dann schlussendlich in Port Pollenca an, dem Ende des flachen Streckenstücks. Von hier aus gibt es nur noch eine Strasse zum Cap, also keine Chance auf Verfahren. Allerdings springt die selbige Strasse immer von einer Küste zur anderen, zwischendrin immer ca. 200 Hoehenmeter oder so. Anfangs konnte ich mit Carsten noch Recht gut mithalten, doch irgendwann ging mir der Dampf aus und ich quälte mich und quälte mich.... Carsten war schon weit vor mir und mir viel es langsam schwer seiner Behauptung zu glauben, dass er absolut untrainiert sei. Die natürliche Ordnung war ja bisher immer, dass ich ihm am Berg wegfahre und nicht andersrum. Auf jeden Fall kamen wir schlussendlich am Cap an, wenn auch der Wind mehr und mehr Probleme machte. Man musste schon richtig gut aufpassen, dass man -- wenn man z.B. aus dem Windschatten der Berge kam -- nicht buchstäblich von der Strasse geblasen wurde.

Nun, der dritte Tag lässt sich ziemlich schnell zusammenfassen: Die natürliche Ordnung war wieder hergestellt. Nachdem Carsten mich am Vortag ja ziemlich abgehängt hatte, war heute wieder alles so wie früher: In der Ebene fahren wir fast gleich schnell, wenn es hochgeht bin ich definitiv der bessere Kletterer. Nun, zur geographischen Orientierung: Es ging nun durchs
Landesinnere immer nach Süden zum Dorf Randa und von dort ein paar hundert Höhenmeter aufwärts zu einem Kloster. Der Wind hatte nun auch gedreht und kam jetzt -- natürlich!-- aus Süden. Wir hätten vielleicht dem Gott der Radfahrer doch einen Schlauch oder Mantel opfern sollen um ihn gnädig zu stimmen! Nun, wir quälten uns dann nach Süden, 20 km/h waren schon Spitzengeschwindigkeit bei diesem Wind. Ab Randa ging es dann viel besser: Wir waren im Windschatten eines Berges und es ging nur noch Serpentinen aufwärts. Und ich liebe Serpentinen! Also, alles bestens. Die Rückfahrt an die Küste war dann auch klasse, da der Wind weiter aus Süden kam und wir daher Rückenwind hatten. Die gleiche Strecke, auf der wir uns mit 15, 20 Sachen nach Randa gequält hatten fuhren wir jetzt mit knappen 45, 50 zurück. Mannomann. Abends, nach dem Abendessen stand noch eine Audienz bei Gott auf dem Programm: Unser Radverleiher hatte Marcel Wüst (Ex-Radprofi, heute Tour de France Kommentator bei der ARD) den Tag über für eine geführte Radtour (war uns jedoch zu teuer) und eine Fragestunde am Abend engagiert. War ganz nett, die Fragestunde, aber auch ein bisschen mager. Nein, natürlich hat er nie gedopt und Doping bringt auch nicht wirklich was.... Naja, das interessante waren eher die Geschichten aus dem Nähkästchen, so wie er zum Beispiel -- als Sprinter! -- der Deutsche, der am längsten das Bergtrikot trug, wurde.

Nachdem wir den Nordwesten und Zentralmallorca ein gutes Stück weit erradelt hatten, ging es dann am Samstag in den Nordosten. Ersteinmal die Küstenstrasse nach Arta und von dort-- auf einem winzigen Landsträßchen -- zum Kloster Ermite de Betlem. Da selbiges am Ende einer Sackgasse liegt, praktisch kein Verkehr ausser -- natürlich -- Rennradlern. Aber von diesen nicht zu knapp. In Arta ist dann Carsten direkt zurück nach Can Picafort während ich noch eine kleine Runde durchs Hinterland drehen wollte. Eine nicht besonders gute Idee. Die Strasse war nämlich genaugenommen ein Schlagloch, nur stellenweise unterbrochen von Teer. Nichtsdestotrotz war sie auf der Karte, die ich vom Radverleih bekommen hatte, als Rennradroute ausgewiesen. Gut, Mountainbike wäre wohl passender gewesen. Nach 10 km hatte ich das dann hinter mir und nun ging es Richtung Manacor. Kurz vor dem Ort sollte es dann eine Abzweigung zurück zu Küste geben. Habe ich schon einmal erwähnt, dass die Spanier sämtliche Strassenschilder gut tarnen? Auf jeden Fall war ich dann plötzlich in Manacor und alle Strassen schienen nur auf die Schnellstrasse nach Palma zu führen. Also gut, wieder ein paar Kilometer zurück und tatsächlich, da gab es eine Abzweigung. Den Wegweiser konnte man aber wirklich nur sehen, wenn man aus Richtung Manacor kam.

Ja, vielleicht noch was zum Hotel: Eigentlich eine typische Hotelanlage für Mallorca, direkt am Strand und mit Swimmingpool und allem was der Durchschnittstouri so braucht. Nur der Durchschnittstouri war eben mehr oder weniger noch nicht anwesend. Gut, was hätte der auch bei 10, 15 Grad auf Mallorca verloren. Baden ist da nicht drin und alles, was ein Party-Tourist interessant fände war auch noch zu. Nix mit von einer Sangria-Bar zur anderen taumeln. So war dann das Hotel fast ausschliesslich mit Radfahrern bevölkert. Aber da gibt es ja auch verschiedene Typen. Zum einen den unambitionierten Tourenradler, der halt ein bisschen rumgurkt so von Cafe zu Cafe aber bitte nicht zu arg in die Berge. Das sind so ungefähr die Parias. Dann eben den Spass-Rennradler, so wie ich mich und Carsten einschätze. Eben Leute, die schon einen gewissen Ehrgeiz haben in Sachen Kilometer- und Höhenmeterleistung haben, aber noch einen -- so glaube ich -- gesunden Bezug zur Realität. Wobei hin und wieder der Ehrgeiz mit einem schon durchgeht. Am zweiten Tag bin ich nach hundert Kilometern erst mal am Hotel vorbeigerauscht weil ich meine Durchschnittsgeschwindigkeit noch unbedingt auf 23 km/h pushen wollte. Gut, aber für solche Leute hat natürlich der Hardcore-Rennradler nix übrig, denn a) ist ein Durchschnitt von 23 km/h für ihn nur kriechen und b) hundert Kilometer, das macht er am morgen vor dem Frühstück. Natürlich hat der Hardcore-Rennradler auch sein eigenes Rad mitgebracht, denn mit einem Leihrad zu fahren ist einfach nicht cool genug. Gut, im Hotel waren wir Spass-Rennradler glaube ich in der Mehrheit, wenn es auch ein paar von diesen durchgeknallten Typen gab. Diese liesen dann hin und wieder so Kommetare fallen wie "Scheisse, morgen wir das Wetter schlecht und ich muss doch mindestens 200 km fahren". Naja, das Wort müssen gab es für uns nicht. Schliesslich soll es ja auch Urlaub sein. Und so haben haben Carsten und ich dann am Ostersonntag das Radeln geschwänzt, da am Sonntag morgen das Wetter unter aller sau war und so verbrachten wir den Tag dann in Palma.

So, jetzt waren wir schon fast eine Woche auf Mallorca und daher höchste Zeit mal richtig in die Berge zu fahren. Inzwischen waren mir ja Hügel -- nach 10 Monaten in Holland nur eine ferne Erinnerung -- wieder einigermassen vertraut und daher sollte es jetzt richtig los gehen. Also zuerst ging es noch einmal quer durchs Hinterland nach sa Pobla und von dort nach Campanet welches am Fuss der Berge liegt. Von dort dann immer bergauf Coll de Sa Batalla, welcher auf knappen 600 Metern liegt. Schon hier kamen immer mal wieder Autos mit Schnee auf dem Dach bzw. Windschutzscheibe entgegen -- eines sogar mit einem kompletten Schneemann vorne drauf. Und tatsächlich, auf den Bergen rings um uns herum lag tatsächlich Schnee. Glücklicherweise nur ein paar hundert Höhenmeter über uns aber immerhin. Da gibt es ja noch eine Story über Schnee. Eigentlich war ja mein Vorschlag für eine Radtour irgendwas in der Eifel/Pfälzer Wald usw. gewesen. Und dann als Anfang März Carstens Auto schon mal kurz für tot erklärt worden war hatten wir tatsächlich begonnen, eine Tour durch die Vogesen zu planen. Zum Glück war dann sein Auto doch nicht tot und wir konnten den Urlaub in Mallorca buchen (merke, auch Nicht-Doktoranden haben nicht unbeschränkte Reichtümer). Auf jeden Fall, als ich am Samstag nach unserer Tour am Duschen war hörte ich plötzlich hysterisches Gekichere aus unserem Zimmer. Was war geschehen? Nun, Carsten hatte mal unseren Fernseher eingeschaltet und was war die Top-Neuigkeit? Genau, 50 cm Neuschnee im Schwarzwald und somit wohl auch in den Vogesen. Da wären wir wohl nicht weit gekommen... Gut, also zurück zu unserer Tour, vom Coll de Sa Batalla ging es dann auf einer Bergstrasse Richtung Süden, wir wollten den "Krawattenknoten" sehen, einer der legendären Pässe auf Mallorca. Nun, an der Stelle, wo die Strasse zum Krawattenknoten abzweigt war noch nichts zu sehen und ein paar hundert oder so Höhenmeter hinunter um nachher wieder hinaufzufahren war uns dann auch zu mühsam. Daher ging es zurück zum Coll de Sa Batalla und von dort dann weiter auf der Bergstrasse nach Pollenca und von dort wieder die Küste entlang heim. Auch so eine 110 km und knapp 1100 Höhenmeter Tour.

Am Dienstag, unserem letzten Tag, sind wir dann nur noch ein bisschen durchs Hinterland gekurkt. Über Sineu nach Inca. Dort hatte dann Carsten keine Lust mehr und ich bin dann allein weiter, wieder nach Campanet wie schon gestern und von dort sollte es nach Sa Pobla gehen. Sollte. Hab ich schon einmal erwähnt dass in Spanien...? Ja, ich glaube schon mehrfach. Auf jeden Fall habe ich in Campanet die Abzweigung verpasst und bin schlussendlich wieder in Inca gelandet. Nun, da es wohl nicht mehr nach Pollenca und zurück reichen würde, bin ich dann halt auf den nächstgelegenen Berg hochgefahren -- zum Ermita de Santa Magdalena. Wieder so ein Kloster. Danach dann immer der Autobahn entlang nach Sa Pobla und via Muro zurück. Inklusive Verfahren waren es dann auch wieder 115 km.

Zur Heimreise läßt sich kurz sagen: war eine Odysse. Sieben Stunden auf Flughäfen rumhängen, zweieinhalb Stunden Flug und nochmal zwei Stunden Taxi bzw. hier in Holland Zug. Aber bevor ich dazu kam, Zeit auf dem Flughafen totzuschlagen bin ich erst einmal in Can Picafort rumgehangen. Carsten fuhr morgens um halb neun, mein Taxi sollte abends um fünf gehen -- grade so um den Flieger um dreiviertel acht zu erwischen. Gut, so bin ich halt den Tag über etliche male den Strand abgewandert.. Um fünf gings dann Richtung Flughafen. Dummerweise hatte es dann ein ziemlich heftiges Gewitter in Palma, so dass -- nachdem schon alle in den Rollfeldbussen waren -- das Boarding verschoben wurde. Zunächst hiess es um 20 Minuten. Naja, zurück in das Flughafengebäude und warten, warten und warten. Aus 20 Minuten wurden dann eher zwei Stunden. Um neun dann endlich rein ins Flugzeug. Aber dann geht wieder nix weiter. Irgendwann bequemt sich dann eine Stewardess uns mitzuteilen, dass man noch auf Passagiere von anderen Flügen warte, die wegen des Gewitters auf Menorca, Ibiza oder weiss der Geier noch wo landen mussten. Warten, warten und nochmal warten. Eigentlich ist das Flugzeug schon so proppevoll, es können also nicht allzuviele Leute sein. Eine Stunde später tauchen dann die zehn oder so Passagiere auf und es kann losgehen. Um viertel nach zehn -- lockere zweieinhalb Stunden zu spät -- ging es dann endlich los. Um halb eins dann war ich in Amsterdam. Da das Gepäck dann nicht gleich kam, habe ich dann noch zu allem Überfluss noch meinen Zug verpasst und musste noch eine weitere Stunde in Schiphol umherwandern, bis ich um zwei dann endlich aus dem verdammten Ding rauskam. Schlag (ich wohne neben der Kirche) drei Uhr war ich dann endlich daheim.

Fazit: Klasse Urlaub und daher unbedingt wiederholenswert!