Stefans Abenteuer im Land der fehlenden Berge und in der Physik
Über mich
StefanIch bin seit Juni 2007 Doktorand an der TU Delft, Niederlande. Neben (theoretischer) Physik interessiere ich mich für Politik, Bücher aller Art und Radfahren. Für weiteres, siehe meine Homepage.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Google-certified expert

Anscheinend bin ich bei Google als Experte für die Deltawerke (die Sturmflutwehre hier in den Niederlanden -- Oosterschelde-Damm, Maaslantkering, Ijsselmeerdamm und so weiter) bekannt. Zwar habe ich anfang des Jahres mal einen kleinen Artikel darüber geschrieben, doch als Deltawerke-Experte bin ich total unqualifiziert. Auf jeden Fall trudelte heute wieder einmal eine Email einer Schülerin (Studentin?) bei mir ein, mit der Bitte, bei einem Referat zu den besagten Deltawerken zu helfen. Helfen tu ich gern, doch -- wie gesagt -- Experte bin ich sicherlich keiner. Zwar habe ich als Kind im Sandkasten etliche Kubikmeter Wasser verbraucht, doch damit hat es sich schon mit meiner Expertise in Sachen "Sand trocken halten".

Ich frage mich nur, wieso mein Artikel bei Google so weit oben landet -- sucht man zum Beispiel nach "Deltawerke Deiche", so bin ich der erste Treffer. Der entsprechende Wikipedia Artikel taucht dagegen erst an drittletzter auf der ersten Trefferseite auf.

Auch frage ich mich, wieso mich jemand für einen Experten auf diesem Gebiet halten kann. Im meinem Blogprofil steht ja, ich sei theoretischer Physiker. Und selbst aus Schulphysikerfahrung sollte man wissen, dass wir Physiker relativ selten was mit Wasser und so zu tun haben. Und bisher habe ich ja auch erst einmal was dazu geschrieben...

Naja, für mich ist das doch gewissermaßen ein Beweis dafür, dass viele Menschen die Qualität einer Informationsquelle nicht einschätzen können. Wikipedia ist doch so viel vertrauensvoller als ein obskurer Blog wie das Bretziversum, wobei natürlich "seriöse" Quellen wie eine richtige Enzyklopädie oder ein Fachbuch natürlich noch viel seriöser sind. Aber für viele, scheint "war bei Google ziemlich weit oben" schon ein völlig ausreichendes Qualitätskriterium zu sein....

Sonntag, 13. Dezember 2009

Delft Bouwt

Jedesmal wenn ich in den letzten Wochen zum Delfter Bahnhof gelaufen bin, gab es neue Überraschungen denn "Delft bouwt" (Delft baut). Im Moment verläuft die Bahnlinie noch auf einem Viadukt an der Altstadt vorbei, doch dieser soll jetzt durch einen Eisenbahntunnel entlang der selben Strecke ersetzt werden. Nun, in einem Land, wo man spätestens nach 30 Zentimetern graben auf Grundwasser stößt, wahrlich kein triviales unterfangen.

Bis jetzt wurden zwei komplette Strassenblocks um den Bahnhof herum abgerissen und einen Teil der Strassenbahnlinie nach Den Haag verlegt. Ausserdem wird gerade an einem neuen Busbahnhof gewerkelt, denn dort, wo er sich jetzt gerade befindet, wird ja irgendwann das große Loch für unseren neuen Super-Duper-Untergrudbahnhof ausgehoben. Wobei ich jetzt nicht weiss, ob ich das noch während meiner Doktorandenzeit in Delft erleben werde -- das ganze Projekt ist auf 10 Jahre Bauzeit angelegt.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Imagine...

Wenn ich schon über Musik am schreiben bin: Heute vor 29 Jahren wurde John Lennon ermordet. Schade, denn er war wirklich ein großartiger Musiker. Daher quasi zum Gedenken, ein historischer Musikclip: John Lennon zusammen mit Keith Richards, Eric Clapton und Mitch Mitchell (von der Jimi Hendrix Experience) spielen "Yer Blues".

Marcus Miller "Tutu" live @ Paradiso

Wie schon im Titel zu ersehen: Gestern war ich in Amsterdam bei einem Konzert von Marcus Miller -- "Ätsch!!" für alle, die ihn auch klasse finden und noch nicht live gesehen haben. Für den ignoranenten Rest, hier erst einmal eine Kurzerklärung wieso er sehenswert ist: Marcus Miller ist einer der einflussreichsten E-Bassisten des Jazz und ein Pionier der Slapping-Technik (wo die Saiten mit dem Daumen angerissen werden, was eben ein sehr funky, perkussiven Sound ergibt) und nebenbei noch ein sehr gefragter Studiomusiker -- Wikipedia redet von über 500 Aufnahmen, auf denen er zu hören sein soll. Unter anderem hat Marcus Miller auch zwei der letzten Alben von Miles Davis produziert -- Tutu und Amandla.

Soviel zur Einleitung. Auf jeden Fall bin ich gestern mit einer handvoll Freunde nach A'dam gefahren um ihn live zu sehen. Nun, um halb neun kreuzten tauchten ersteinmal drei Jungs auf der Bühne auf, die aussahen, als wären sie gerade erst der Schule entsprungen -- drei viertel der Backingband (Drums, Saxophon & Trompete), verstärkt von einem Keyborder, der vom Aussehen auch als Steuerbeamter durchgehen könnte und dann eben Gott himself. Die ersten drei Lieder -- die Tour heisst ja nicht umsonst "Tutu Revisited" -- kamen dann auch direkt von "Tutu". Aber im Vergleich zum Album wurden die Beiträge des Trompeters ein bisschen zurückgefahren und dafür ein paar Basssoli eingebaut -- schließlich ist ja Miller hier der Boss und der Trompeter blosser sideman (im Gegensatz zum Album..). Nun gut, der Band sah man ihre Spielfreude an, insbesondere der Schlagzeuger hatte wohl einen Clown zum Abendessen verspeist. Zumindestens hab ich es bisher noch nicht gesehen, dass ein Schlagzeuger während seines Solos (!) demonstrativ einen Schluck aus seiner Wasserflasche trinkt. Auf jeden Fall, absolut top. Die Soli nicht zu lang, die Songs immer noch erkennbar (Ausnahme: Prince's "When doves cry" hab ich erst nach ein paar Minuten erkannt..) aber zum Teil überraschend umrangagiert.

Und genau das liebe ich ja eigentlich auch an Jazz, dass man durch Improvisation und Umrangieren bekannte Lieder immer wieder total überraschend sein können. Denn um ein Stück so wie auf Platte hören zu wollen, muss man ja nicht auf ein Konzert gehen. Da kann man ja genauso gut daheim bleiben.

Nun, nach über zwei Stunden, zwei Zugaben (unter anderem "P.Y.T." von Michael Jackson's Thriller als Hommage an den King of Pop) war dann doch leider Schluss. Von mir aus hätte er noch ewig weiterspielen können.