Stefans Abenteuer im Land der fehlenden Berge und in der Physik
Über mich
StefanIch bin seit Juni 2007 Doktorand an der TU Delft, Niederlande. Neben (theoretischer) Physik interessiere ich mich für Politik, Bücher aller Art und Radfahren. Für weiteres, siehe meine Homepage.

Mittwoch, 11. Juni 2008

Das Fehlende-Gabeln-Problem

In den letzten zwei Tagen hat mal wieder unsere Mensa für Gesprächsstoff gesorgt. Ich will hier gar nicht anfangen, mich über die Qualität des Essens auszulassen, da ja sowieso jeder Student der Meinung ist, dass seine Mensa im Wettbewerb Wer-kocht-am-ungeniesbarsten führend ist.

Nein, es geht um das Fehlende-Gabeln-Problem, das uns hier plagt. Dabei hat es folgendes auf sich: Seitdem letzten Herbst der Mensa-Pächter gewechselt hat, gibt es dauernd einen Mangeln an Gabeln. Wenn man Glück hat, dann fliegen noch irgendwo Einwegplastikgabeln herum, wenn nicht, dann kann man seinen Wok oder was auch immer (also Pommes mit Frittensos) mit Löffel essen. Im Schnitt passiert das so alle Woche zwei oder dreimal, egal ob man früh oder spät in der Mensa auftaucht. Und der Betreiber hat es im letzten halben Jahr nicht für nötig gehalten, daran etwas zu ändern (z.B. mal beim Ikea seines Vertrauens eine handvoll Gabeln zu besorgen). Zumindestens bis gestern. Es hat nämlich jemand haarscharf kombiniert: 1) Es fehlen Gabeln. 2) Da es jetzt Sommer ist, essen viele Leute draussen auf der Treppe vor der Bib. Schlussfolgerung: Diese Leute schleppen Gabeln raus, ohne sie zurückzubringen. Dass das ganze mit den fehlenden Gabeln irgendwann im Winter begonnen hat, lange bevor irgendjemand auf die Idee kam draussen zu essen macht ja nichts. Auf jeden Fall haben wir jetzt einen Sicherheitsmenschen an einem Ausgang stehen, der haarscharf überwacht, dass niemand Teller oder Besteck mit nach draussen nimmt. Total gaga, denn was dieser Sicherheitsmensch pro Stunde verdient, da könnte man locker ein paar Dutzend Gabeln davon kaufen... Ausserdem: Besser man verärgert seine Kunden als das Problem zu lösen, das ist ja schon immer das Rezept für erfolgreiche Geschäfte gewesen.

Dienstag, 3. Juni 2008

Quer durch die Ardennen: Maastricht - Bastogne - Lüttich

Letztes Wochenende habe ich es endlich mal wieder geschafft - zwei Tage radfahren. Und damit meine ich so richtig - 310 km in zwei Tagen. Ich muss wohl total einen an der Waffel gehabt haben. Auf jeden Fall habe ich mich am Samstag früh morgens aus dem Bett gequält, um es um halb acht auf den Zug nach Maastricht zu schaffen. Um halb elf gings dann von Maastricht aus los, ersteinmal Richtung Aachen. Auf halber Strecke bin ich dann nach Süden abgebogen nach Eupen. Es ist schon interessant, sobald man südlich von Maastricht ist, tauchen gewisse geographische Objekte auf, die man in den restlichen Niederlanden nämlich vergeblich sucht. Die Rede ist von Hügeln. Die Gegend um Eupen ist auch aus einem anderen Grund interessant: Zum einen überquert man die flämisch-französische Sprachgrenze, zum anderen ist Eupen quasi die "Hauptstadt" der deutschsprachigen Minderheit in Belgien. Dies hat dann ein ziemliches Sprachchaos zur Folge, so kommt man in Eupen ohne weiteres an deutsch-, niederländisch- und französischsprachigen Geschäften vorbei. Keine Ahnung wie das im Alltagsleben dort abgeht.

Von Eupen aus ging es dann ins Hohe Venn. Damit hiess es ersteinmal klettern. Immer auf der Hauptstrasse (es gibt sonst keine andere..) ging es ersteinmal durch urigen Wald immer bergauf, bis man oben auf dem Kamm in einer Moorlandschaft ankommt. Was das ganze noch uriger machte war, dass der Kamm des Venns in den Wolken war. Sichtweite daher vielleicht 50 m, mit Brille auf der Nase vielleicht eher 5 m. Daher kann ich auch nicht wirklich behaupten, den höchsten Punkt Belgiens gesehen zu haben. Laut Landkarte muss ich jedoch nur ein paar Meter daran vorbeigefahren sein. Nächstes Etappenziel, nach einer rasanten Abfahrt, war dann Malmedy. Von dort dann (es waren schon über 70 km..) mehr oder weniger direkt nach Luxemburg. Ab Troisvierges bin ich dann auf obskuren Wegen mehr oder weniger eben - wenn man mal von einem heftigen Anstieg um durch ein Drei-Häuser-Dorf zu kommen absieht - für 15 km der Bahnlinie Richtung Luxemburg Stadt gefolgt. War auch nötig, da ich mittlerweile absolut auf dem Zahnfleisch ging. Theoretisch sollte dann nur noch ein kleiner Anstieg zu machen sein und dann sollte ich in Wiltz vor meiner Jugendherberge stehen. Theoretisch. Da davor noch ein heftiges Gewitter auszusitzen war. Es war ja schon den ganzen Tag mehr oder weniger stark bewölkt, doch dann - so ungefähr 15 km vor Wiltz - hat jemand beschlossen den Hahn ganz weit aufzudrehen. Die halbe Minute die ich gebraucht habe, um anzuhalten und meine Regenjacke anzuziehen haben auf jeden Fall ausgereicht komplett patschnass zu werden. Danach die übliche Routine: Wartehäuschen suchen und Gewitter aussitzen. Ach ja, noch eine Frage: Wieso ist eigentlich die höhe des Hügels, auf dem die Juhe liegt, direkt proportional zu den Anstrengungen des Tages?

So, der erste Tag war geschafft. 157 Kilometer mit nem 22,3 Schnitt. Nicht schlecht. Vor allem wenn man an das Profil denkt und dass ich die letzten Wochen buchstäblich nicht zum Radeln gekommen war. Fester Vorsatz für den zweiten Tag: Ich mag nicht so viel fahren wie gestern. Hat mich doch etwas arg geschlaucht. So, von Witz ging es erst mal nach Bastogne, damit wären die ersten 20 km abgehakt. Sinn und Zweck der Tour war es ja, die Strecke von Lüttich-Bastogne-Lüttich abzufahren. Wenigstens ein Stück davon. So ging es von Bastogne aus nach Norden, Richtung Houffalize. Genaugenommen ist das entgegen der Richtung vom Radrennen, aber die andere Hälfte des Rennens (genauergenommen die anderen zwei Drittel) wären wohl dann doch etwas zu hart geworden. In Houffalize ging es dann weg von der Hauptstrasse und dadurch für die nächsten zwei Stunden keinerlei Autos. Nichteinmal die üblichen Sonntagsmotorradfahrer, die in den Ardennen wohl genauso häufig sind wie auf Alpenpässen, gab es. Dafür viel Landschaft, nochmal Landschaft und zur Abwechslung mal ein Dorf mit zwei oder drei Häusern. Ab Bovigny ging es dann ein paar Kilometer der (dem?) Salm entlang. Ein nettes, tief und eng eingeschnittenes Flusstal. Nur, man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben und so ging es dann schon ein paar Kilometer weiter (in Grand Halleux) selbstmörderisch bergauf. Nix mehr mit Hauptstrasse im Flusstal. Jetzt waren wieder Nebensträßchen mit 15% oder mehr Steigung angesagt. Irgendwie hat es mir den Rest gegeben und so musste ich in Stavelot ersteinmal in einer Friterie eine Zwischenstation einlegen. Und es stimmt: Sobald man die Niederländische Grenze hinter sich gelassen hat. Selbst Pommes mit Majo schmecken ausserhalb der Niederlande wesentlich besser. Nach nun knappen 70 km auf der Route von Lüttich-Bastogne-Lüttich hat sich dann bei mir folgende Erkenntnis durchgesetzt: Die Strecken von Radrennen werden weder so gelegt, dass man am schnellsten von A nach B kommt, noch so, dass man am einfachsten von A nach B kommt. Vielmehr werden professionelle Radrennen wohl von Sadisten geplant, die jede erdenkliche Erhebung mit in die Tourplanung einbeziehen. Daher hab ich das dann mit der Route nachradeln gesteckt und bin der Hauptstrasse nach Spa gefolgt. Da gab's zwar auch noch einen kleinen Berg, aber ab Spa gings dann nur noch der Eisenbahnlinie bzw. einem Fluss entlang. Ergo: flach. Denn Anstiege hatte ich genug für dieses Wochenende. In Lüttich waren es dann doch wieder 153 km. Soviel zum Thema "Heute soll es nicht so viel werden wie am Samstag".