Stefans Abenteuer im Land der fehlenden Berge und in der Physik
Über mich
StefanIch bin seit Juni 2007 Doktorand an der TU Delft, Niederlande. Neben (theoretischer) Physik interessiere ich mich für Politik, Bücher aller Art und Radfahren. Für weiteres, siehe meine Homepage.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Defend your thesis!

Glücklicherweise habe ich bisher immer erst mitbekommen, wie es in einer Prüfung abgeht, als es eigentlich schon zu spät war -- will heissen, als ich selber als Prüfling daran teilnahm. Vor jetzt schon fast drei Wochen war es zum erstenmal anders: Ich sass als mehr oder weniger Unbeteiligter in Xuhui's Doktorprüfung. Wobei ich das mit unbeteiligt sein nicht ganz stimmt. Hier in Delft sind nämlich die Doktorprüfungen super formell -- will heissen, die Prüfer tragen nicht nur Talare, der Prüfling einen Frack sondern der Prüfling wird noch dazu von zwei befrackten "Paranymphen" (dem Doktorprüfungsäquivalent eines Trauzeugen) begleitet. Nun, das Los Paranymph zu sein viel Fabian und mir zu. Daher begann unser Tag nicht um halb zehn mit Beginn von Xuhuis Vortrag, sondern schon eine Stunde früher im Frackverleih Klueger. Nun gut, also voll befrackt marschierten wir dannf zur Uni, wo es dann noch eine Kurzeinweisung in die Prüfungszeremonie gab: wer wann wo zu stehen hatte, wie die jeweiligen Prüfer anzusprechen sind -- die Prüfer sollen nämlich entsprechend ihrem Rang nicht als Prof. Soundso und Dr. Irgendwer angesprochen werden, sondern als "zeer geleerde opponent" und "geleerde opponent". Na ja, auf jeden Fall scheint das Ziel zu sein durch die ganzen Formalitäten dem Prüfling eine möglichst schreckliche Stunde zu bescheren.

Nun gut, zuerst hielt Xuhui einen Vortrag, dann traten -- angeführt vom Pedel (mit Zeremonialstab!) -- die Prüfer den Raum und es konnte losgehen. Während der Prüfung sassen Fabian und ich dann vor Xuhuis Rednerpult, bereit jederzeit aufzuspringen und ihn zu verteidigen sollte einer der Prüfer... Nun, die Prüfer waren alle zivilisiert und so war es nicht nötig sich mit ein Gefecht zu liefern. Das einzige mal, wo ich dann ein bisschen Action hatte, war als der Streit um Gleichung 5.16 in der Doktorarbeit eskalierte und ich von einem der Prüfer einen Zettel mit einer Rechnung holen musste. Und das war eigentlich schon alles, was ich als Paranymph zu leisten hatte. Wobei, nein, ich musste auch noch eine von Xuhuis Thesen vorlesen. Hier ist es nämlich so, dass zusätzlich zur Doktorarbeit ein dutzend oder so Thesen verfasst werden müssen, die zum einen sich auf die Doktorarbeit bzw. die Physik beziehen können und/oder auch total physikfrei sein können. Zum Beispiel, eine von Xuhuis Thesen war, dass Politiker, die einen wissenschaftlichen Hintergrund haben, weniger von Dogmen getrieben seien und im Allgemeinen Verantwortungsvoller seien. Hm, weiss nicht wirklich ob ich da zustimmen kann, wenn ich nur an Merkel und Lafontaine (beide Physiker) und Margret Thatcher (Chemikerin) denke...

Was noch ganz witzig war, war der etwas arg aufgedrehte Prüfungsvorsitzende. Nach jeder Frage eines Prüfers donnerte er los: "Defend your thesis!!" und das war dann für Xuhui das Zeichen nun um sein Leben zu quasseln.


P.S.: Wer mich im Frack sehen will, sollte auf Xuhuis Blog nachschauen.

Boogie on Reggae Woman

Manchmal findet man auf youtube doch geniale Sachen, wie zum Beispiel dieses Video:



Marcus Miller spielt Stevie Wonder's "Boogie on Reggae Woman". Um es kurz zu sagen: Mein Lieblingsbassist spielt den wohl coolsten Song meines Lieblingsmusikers.

Freitag, 3. Oktober 2008

Es ist wieder soweit

Der Sommer ist aus, der Herbst und somit auch die Preisverleihungssaison hat begonnen. Anfang September wurden die neu geschaffenen Kavli-Preise (für Astronomie, Nano- und Neuroscience -- Slogan: "The biggest, the smallest, the most complex") verliehen und bald werden auch die neuen Nobelpreisträger bekanntgegeben.

Was vielleicht weniger bekannt ist, es gibt noch einen weiteren Preis, der in dieser Jahreszeit verliehen wird: Den Ig-Nobel Preis (Englisch ignobel = unwürdig, siehe auch auf Wikipedia), für unnütze, unwichtige oder skurrile Beiträge zur Wissenschaft. Dieses Jahr wurden zum Beispiel ungemein wichtige Arbeiten zu folgenden Themen ausgezeichnet:
  • Die Erkenntnis, dass Flöhe, welche auf Katzen leben, weniger hoch hüpfen können, als solche, die auf Hunden leben (Ig-Nobelpreis in Biologie).
  • Die Erkenntnis, dass teure Placebos besser wirken als billige (Medizin)
  • Die etwas schlüpfrigen Erkenntnisse, dass Cola ein effektives Spermizid ist (Chemie-Preis) und dass die Tageseinnahmen von Stripperinnen von ihrem Menstruationszyklus abhängen (Wirtschaftspreis)
Bleibt noch zu sagen, dass natürlich alle ausgezeichneten Arbeiten in entsprechenden peer-reviewed Fachjournalen veröffentlicht wurden und also keine Fakes sind.