Stefans Abenteuer im Land der fehlenden Berge und in der Physik
Über mich
StefanIch bin seit Juni 2007 Doktorand an der TU Delft, Niederlande. Neben (theoretischer) Physik interessiere ich mich für Politik, Bücher aller Art und Radfahren. Für weiteres, siehe meine Homepage.

Donnerstag, 27. November 2008

No Degree No Job?

Bis jetzt war meine Uni-E-Mail-Adresse spamfrei. Bis jetzt. Herzlich willkommen, erste Spammail. Und dann noch dazu eine so passende: Jemand will mir einen akademischen Grad verkaufen. Stimmt, ich hab ja erst einen, der zweite ist ja gerade in Arbeit. Aber wieso ich Geld für einen Doktor (oder was auch immer) zahlen soll, anstatt dafür bezahlt zu werden, leuchtet mir nicht wirklich ein. Es heisst in der E-Mail:

Tired of hearing:
:: No Degree, No JOB!
:: You don't Qualify for it!
:: What's your Degree in?
:: Where did you go to school?
:: With a Degree we could offer you a higher salary....

´Now you can Finally have the Degree you deserve based on your "Life
Experience"

Also ich bezweifle, dass jemand der auf irgendeine Spammail antwortet -- geschweige denn diesen Spammern Geld in den Rachen wirft -- genügend Lebenserfahrung für irgendwas hat. Aber nun gut... Lebenserfahrung. Also ich kann seit 23 Jahren oder so schwimmen, bekomme ich jetzt dafür einen Doktor in Hydrodynamik? Und was mache ich, wenn ich eines Tages wirklich einem Doktor der Hydrodynamik begegne und der mir Fragen zu meinem "Doktor" stellt?

No study, No examination, No Books.


Jetzt sollte wohl die letzte Dumpfbacke stutzig werden. Lernen, Bücher lesen und Prüfungen ablegen, das ist doch mehr oder weniger die Definition von studieren. Und das wird mir alles erlassen, wenn ich einen Betrag x bezahle? Für jemand, der einen guten Teil der letzten Jahre in Uni-Bibliotheken verbracht hat, kommt das schon fast einer Beleidigung gleich.

Prestigious Non-Accredited Degrees.


Soso, prestigeträchtige nicht-akkreditierte Abschlüsse. Das ist ein Widerspruch in sich. Entweder, der Name "Universität" und entsprechende Abschlüsse sind staatlich geschützt und Titelhandel somit sowieso illegal (z.B. in Deutschland) oder aber Universitäten müssen von einer entsprechenden Institution akkreditiert werden (so z.B. in den USA, wo der Name "University" an sich ungeschützt ist). Ein nicht-akkreditierter Abschluss aus einem Land, wo jeder eine "Universität" eröffnen kann, ist somit höchstens so viel Wert wie Altpapier.

This official College & University transcripts meet the highest academic standards printed on premium diploma paper, bearing the official gold raised SEAL of the awarding University
or College.

Also, wenn nur ein goldenes Siegel ein Diplom zu einem echten Diplom macht, dann hab ich wohl ein Problem -- mein Diplom der Uni Konstanz hat nur einen Stempel. Und das Papier ist auch kein spezielles.

Erst neulich gab es einen prominenten Fall von Titelmissbrauch: Der iranische Innenminister musste zurücktreten, nachdem herauskam, dass sein Oxforder-Ehrendoktor eine Fälschung war. "Natürlich" war entsprechender Minister nur das Opfer von Betrügern. Geschieht im trotzdem Recht. Denn die einzige Währung, mit der man sich einen Doktortitel erkaufen kann ist eine gesunde Mischung aus Hirnschmalz, Tränen und Starrköpfigkeit.

Samstag, 22. November 2008

Niederlande = Deichlande

Heute haben es die Niederlande -- genauer gesagt die Region um Amsterdam -- in die Rubrik "Satellitenbild der Woche" (hier das Bild, dort der Artikel dazu) bei Spiegel Online geschafft. In der rechten oberen Ecke des Satellitenbildes sieht man Flevoland, die jüngste Provinz der Niederlande (erst im letzten Jahrhundert eingepoldert) und Heimat meines Kollegen Marnix. Weiter links folgt das Ijsselmeer, an dessen Südende Amsterdam liegt (gut zu erkennen sind auch die Startbahnen von Amsterdam-Schiphol und der Nordseekanal). Ganz unten links kann man noch Teile von Den Haag erkennen -- Delft hat es leider nicht mehr auf die Aufnahme geschafft, würde jedoch etwas rechts unterhalb von Den Haag zu finden sein.

Montag, 17. November 2008

Life -- or the lack thereof -- in Academia


Wenn sich Gleichungen überhaupt nicht mehr vereinfachen lassen, man gar nichts mehr versteht und sowieso kurz davor ist, verrückt zu werden, dann lohnt sich ein Blick zu "Piled Higher and Depper" (phdcomics.com) von Jorge Cham. Und da stellt man fest, dass wohl das Betreuer-Doktorandenverhähltnis wohl überall ähnlich ist (siehe der Comic unten) bzw. die Zuhörerschaft bei Seminaren überall mit dem gleichen beschäftigt sind (siehe der Comic oben).

Digitales Nirvana

Das Internet ist schon eine tolle Sache, erlaubt es doch einfach und schnell mit anderen Leuten Kontakt aufzunehmen -- zumindestens in der Theorie. Folgender Fall: Letzten Donnerstag habe ich mir wohl beim Abendessen meine (einzige) Zahnfüllung verloren. Gleich danach mal schnell nach einem Zahnarzt gegoogelt -- ich hatte noch nicht das Vergnügen, einen holländischen Zahnarzt zu konsultieren -- und auch einen mit -- sehr lobenswert -- englischer Homepage und noch dazu in der Nachbarschaft gefunden. Schnell das Kontaktformular ausgefüllt, inklusive einer Bitte nach einem baldigen Termin wegen besagtem Problem und abgeschickt. Nun, zurückgekommen ist ausser einer automatischen Bestätigungsmail bisher noch nichts. Wieso meinen Leute, es sei genug einmal eine super-duper Seite ins Netz zu stellen ohne sie zu pflegen oder eben auf Kontaktanfragen via eben dieser Homepage zu reagieren? Keine Ahnung, doch meiner Meinung nach ist das der wichtigere Teil der ganzen Internetgeschichte. Nun gut, ich bin immer noch auf der Suche nach einem Zahnarzt, da es hier anscheinend nicht allzuviele gibt, die noch Patienten aufnehmen. Aber für die weiteren Kontaktaufnahmen werde ich wieder zum altbewährten Telefon greifen, denn dort gehen Nachrichten normalerweise nicht in einem digitalen Nirvana verloren.

Montag, 10. November 2008

Zeitunschärfe

Am Samstag wurde mal bewiesen, dass Wissenschaftler einfach unfähig sind, die Herausforderungen des Alltags zu meistern -- wie zum Beispiel sich um 11 Uhr in Den Haag am Bahnhof zu treffen um ins Fitnessstudio zu gehen.

Akt 1: Mal wieder viel zu spät aufgestanden, schnell gefrühstückt, die letzte Tasse Tee noch im Losrennen geleert. Dann am Bahnhof: Renne zu meinem Lieblingsfahrkartenautomaten, der schon das letzte mal meine Karte nicht lesen wollte und der -- welche Überraschung -- auch diesmal meine Karte nicht akzeptiert. Nun gut, zum nächsten Automaten. Dieser liest meine Karte und mit der Herausgabe des Tickets fährt hinter mir der Zug ab. Mist!

Akt 2: Ich will Chris und Giorgi anrufen um zu sagen, dass ich erst 20 Minuten später komme. Dabei stelle ich fest, dass mein Handy natürlich daheim liegt. Natürlich!

Akt 3: Es ist nun zwanzig vor zwölf, endlich stehe ich vor dem Fitnessstudio. Ein Blick in den Kardio-Raum sagt mir, dass Chris und Giorgi nicht da sind. Hm, treffen wir uns doch erst um zwölf? Wären sie um 11 gekommen, so müßten sie noch unsere traditionellen 30 Minuten auf dem Laufband absolvieren. Aber: Keine Spur von den beiden. Da ich wie gesagt, mein Handy in der Sicherheit meines Zimmers gelassen habe, beschliesse ich am Bahnhof auf die beiden zu warten.

Akt 4: Ich steh mir am Bahnhof die Beine in den Bauch. Weder Chris noch Giorgi tauchen um zwölf auf. Also gehe ich zurück zum Fitnessstudio. Dann renne/rudere/radle ich halt allein. Und wenn sehe ich, als ich Richtung umkleide laufe? Giorgi, wie er am Gewichte stemmen ist. WTF?

Akt 5: Nun die Auflösung: Da Giorgi bis früh morgens noch mit Fabian unterwegs war, ist er aus Versehen eine Stunde zu früh (!) aufgestanden (das verstehe mal wer will) und ist daher schon seit zwei Stunden im Fitness. Chris, der sein Handy im Gegensatz zu mir immer dabei hat, tauchte um 10 auf und liess das radeln/rudern/rennen ausfallen und ging dann gleich zu den Gewichten. Kein Wunder hab ich die beiden beim erstenmal nicht gesehen. Nun gut, Ende vom Lied: Giorgi ist mit seinem Pensum durch, Chris kommt noch mit eine Runde rennen, den Rest mach ich dann allein.