Stefans Abenteuer im Land der fehlenden Berge und in der Physik
Über mich
StefanIch bin seit Juni 2007 Doktorand an der TU Delft, Niederlande. Neben (theoretischer) Physik interessiere ich mich für Politik, Bücher aller Art und Radfahren. Für weiteres, siehe meine Homepage.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Google-certified expert

Anscheinend bin ich bei Google als Experte für die Deltawerke (die Sturmflutwehre hier in den Niederlanden -- Oosterschelde-Damm, Maaslantkering, Ijsselmeerdamm und so weiter) bekannt. Zwar habe ich anfang des Jahres mal einen kleinen Artikel darüber geschrieben, doch als Deltawerke-Experte bin ich total unqualifiziert. Auf jeden Fall trudelte heute wieder einmal eine Email einer Schülerin (Studentin?) bei mir ein, mit der Bitte, bei einem Referat zu den besagten Deltawerken zu helfen. Helfen tu ich gern, doch -- wie gesagt -- Experte bin ich sicherlich keiner. Zwar habe ich als Kind im Sandkasten etliche Kubikmeter Wasser verbraucht, doch damit hat es sich schon mit meiner Expertise in Sachen "Sand trocken halten".

Ich frage mich nur, wieso mein Artikel bei Google so weit oben landet -- sucht man zum Beispiel nach "Deltawerke Deiche", so bin ich der erste Treffer. Der entsprechende Wikipedia Artikel taucht dagegen erst an drittletzter auf der ersten Trefferseite auf.

Auch frage ich mich, wieso mich jemand für einen Experten auf diesem Gebiet halten kann. Im meinem Blogprofil steht ja, ich sei theoretischer Physiker. Und selbst aus Schulphysikerfahrung sollte man wissen, dass wir Physiker relativ selten was mit Wasser und so zu tun haben. Und bisher habe ich ja auch erst einmal was dazu geschrieben...

Naja, für mich ist das doch gewissermaßen ein Beweis dafür, dass viele Menschen die Qualität einer Informationsquelle nicht einschätzen können. Wikipedia ist doch so viel vertrauensvoller als ein obskurer Blog wie das Bretziversum, wobei natürlich "seriöse" Quellen wie eine richtige Enzyklopädie oder ein Fachbuch natürlich noch viel seriöser sind. Aber für viele, scheint "war bei Google ziemlich weit oben" schon ein völlig ausreichendes Qualitätskriterium zu sein....

Sonntag, 13. Dezember 2009

Delft Bouwt

Jedesmal wenn ich in den letzten Wochen zum Delfter Bahnhof gelaufen bin, gab es neue Überraschungen denn "Delft bouwt" (Delft baut). Im Moment verläuft die Bahnlinie noch auf einem Viadukt an der Altstadt vorbei, doch dieser soll jetzt durch einen Eisenbahntunnel entlang der selben Strecke ersetzt werden. Nun, in einem Land, wo man spätestens nach 30 Zentimetern graben auf Grundwasser stößt, wahrlich kein triviales unterfangen.

Bis jetzt wurden zwei komplette Strassenblocks um den Bahnhof herum abgerissen und einen Teil der Strassenbahnlinie nach Den Haag verlegt. Ausserdem wird gerade an einem neuen Busbahnhof gewerkelt, denn dort, wo er sich jetzt gerade befindet, wird ja irgendwann das große Loch für unseren neuen Super-Duper-Untergrudbahnhof ausgehoben. Wobei ich jetzt nicht weiss, ob ich das noch während meiner Doktorandenzeit in Delft erleben werde -- das ganze Projekt ist auf 10 Jahre Bauzeit angelegt.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Imagine...

Wenn ich schon über Musik am schreiben bin: Heute vor 29 Jahren wurde John Lennon ermordet. Schade, denn er war wirklich ein großartiger Musiker. Daher quasi zum Gedenken, ein historischer Musikclip: John Lennon zusammen mit Keith Richards, Eric Clapton und Mitch Mitchell (von der Jimi Hendrix Experience) spielen "Yer Blues".

Marcus Miller "Tutu" live @ Paradiso

Wie schon im Titel zu ersehen: Gestern war ich in Amsterdam bei einem Konzert von Marcus Miller -- "Ätsch!!" für alle, die ihn auch klasse finden und noch nicht live gesehen haben. Für den ignoranenten Rest, hier erst einmal eine Kurzerklärung wieso er sehenswert ist: Marcus Miller ist einer der einflussreichsten E-Bassisten des Jazz und ein Pionier der Slapping-Technik (wo die Saiten mit dem Daumen angerissen werden, was eben ein sehr funky, perkussiven Sound ergibt) und nebenbei noch ein sehr gefragter Studiomusiker -- Wikipedia redet von über 500 Aufnahmen, auf denen er zu hören sein soll. Unter anderem hat Marcus Miller auch zwei der letzten Alben von Miles Davis produziert -- Tutu und Amandla.

Soviel zur Einleitung. Auf jeden Fall bin ich gestern mit einer handvoll Freunde nach A'dam gefahren um ihn live zu sehen. Nun, um halb neun kreuzten tauchten ersteinmal drei Jungs auf der Bühne auf, die aussahen, als wären sie gerade erst der Schule entsprungen -- drei viertel der Backingband (Drums, Saxophon & Trompete), verstärkt von einem Keyborder, der vom Aussehen auch als Steuerbeamter durchgehen könnte und dann eben Gott himself. Die ersten drei Lieder -- die Tour heisst ja nicht umsonst "Tutu Revisited" -- kamen dann auch direkt von "Tutu". Aber im Vergleich zum Album wurden die Beiträge des Trompeters ein bisschen zurückgefahren und dafür ein paar Basssoli eingebaut -- schließlich ist ja Miller hier der Boss und der Trompeter blosser sideman (im Gegensatz zum Album..). Nun gut, der Band sah man ihre Spielfreude an, insbesondere der Schlagzeuger hatte wohl einen Clown zum Abendessen verspeist. Zumindestens hab ich es bisher noch nicht gesehen, dass ein Schlagzeuger während seines Solos (!) demonstrativ einen Schluck aus seiner Wasserflasche trinkt. Auf jeden Fall, absolut top. Die Soli nicht zu lang, die Songs immer noch erkennbar (Ausnahme: Prince's "When doves cry" hab ich erst nach ein paar Minuten erkannt..) aber zum Teil überraschend umrangagiert.

Und genau das liebe ich ja eigentlich auch an Jazz, dass man durch Improvisation und Umrangieren bekannte Lieder immer wieder total überraschend sein können. Denn um ein Stück so wie auf Platte hören zu wollen, muss man ja nicht auf ein Konzert gehen. Da kann man ja genauso gut daheim bleiben.

Nun, nach über zwei Stunden, zwei Zugaben (unter anderem "P.Y.T." von Michael Jackson's Thriller als Hommage an den King of Pop) war dann doch leider Schluss. Von mir aus hätte er noch ewig weiterspielen können.

Samstag, 28. November 2009

Der Tag, an dem wir das Universum entdeckten

Ich habe gerade zwei sehr interessante populärwissenschaftliche Bücher über Kosmologie gelesen: "Big Bang" von Simon Singh (der auch das sehr lesenswerte Buch über Fermats letzen Satz geschrieben hat) und "The day we discovered the universe" von Marcia Bartusiak. Beide Bücher zeichnen den Weg der Entdeckungen nach, die zu unserem heutigen Bild des Kosmos geführt haben. Martusiak's Buch konzentriert sich dabei auf die Entwicklungen in der Astronomie ab Ende des 19. Jahrhunderts bis zu Hubbles Entdeckung der Rotverschiebung entfernter Galaxien im Jahr 1929, während Singh einen großen Bogen von den alten Griechen über Kopernikus und Galilei hin zu Hubble, der Entdeckung der kosmischen Hintergrundstrahlung und neuesten Erkenntnissen aus den COBE und WMAP Kampagnen spannt. Doch alles der Reihe nach.

Lassen wir doch die Geschichte in der Ende des achtzehnten Jahrhunderts beginnen. Herschel konnte damals erstmals Nachweisen, dass unsere Sonne Teil einer größeren Ansammlung von Sternen ist -- unsere Milchstrasse -- und deren Größe abschätzen. Doch ungefähr zur gleichen Zeit wurden immer mehr nebelartige Gebilde entdeckt. Was waren diese Objekte? Waren sie ein Teil unserer Milchstrasse und stellte die Milchstrasse damit das ganze Universum dar? Oder waren sie eigenständige Galaxien?

Eine wichtige Entdeckung auf ganz anderem Gebiet sollte sich als sehr hilfreich erweisen. Henrietta Leavitt, die Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als "Computer" am Harvard Observatorium arbeitete, entdeckte bei der Auswertung von Beobachtungsdaten von variablen Sternen (d.h. Sterne
deren Helligkeit sich mit der Zeit ändert, genauer waren es hier Cepheiden) in der Magellanschen Wolke, dass die Periode ihrer Helligkeitsänderung proportional zu ihrer absoluten Helligkeit war. Sprich je heller ein cepheiden Veränderlicher ist, desto länger die Periodendauer.

Um die Geschichte einigermassen kurz zu halten, kommt nun der Auftritt von Edwin Hubble, der 1919 eine Stelle als Astronom am Mt. Wilson Observatorium in Kalifornien antrat. Zufälligerweise ging dort gerade das leistungsfähigste Teleskop der Welt in Betrieb und Hubble war entschlossen, damit die Frage zu klären, ob die mysteriösen Nebel nun Teil der Milchstrasse waren oder nicht. Ihm gelang es, einige dieser Nebel in Sterne aufzulösen und einige davon als Cepheiden zu identifizieren. Durch die Periodendauer der Helligkeitsschwankung konnte er auf die absolute Helligkeit schliessen. Mit der gemessenen Helligkeit und der Tatsache, dass die Helligkeit eines
Objektes mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt, konnte Hubble die Entfernung dieser Sterne und damit des Nebels bestimmen. Ergebnis: Die bisherigen Nebel sind eigenständige Galaxien weit außerhalb unserer Milchstrasse.

Eigentlich reicht solch eine Entdeckung für ein Forscherleben schon aus, doch Hubble konnte diese vier Jahre später noch einmal toppen: Er wies nach, dass je weiter eine Galaxie von uns entfernt ist, desto rotverschobener ihr Licht ist. Was das bedeutet, kennt man eigentlich aus der Alltagserfahrung eines Krankenwagens, der an einem vorbeifährt. Kommt der Krankenwagen auf einen zu, so ist der wahrgenommene Tonlage der Sirene etwas höher, entfernt sich der Krankenwagen, so ist die Tonlage etwas niedriger. Sprich, eine Verschiebung der Tonlage und damit der Wellenlänge ist ein Maß für die Geschwindigkeit eines zu- oder fortbewegenden Objektes. Gleiches trifft nicht nur für Schallwellen zu, sondern auch für Licht. Rotverschiebung bedeutet hier eine Verschiebung zu einer längeren Wellenlänge hin und damit eine Fortbewegung der Galaxien. Doch was bewegt sich hier eigentlich fort? Es ist nicht so, dass sich die Galaxien fortbewegen, wie sich ein fortgeworfener Ball fortbewegt. Vielmehr folgt aus Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie, dass sich vielmehr der Raum selbst ausdehnt -- eine Folgerung, die Einstein zwar Jahre vor Hubble theoretisch erreichte, doch zunächst nicht wahrhaben wollte. Damit war ein erstes Indiz erbracht, dass das Universum vor einigen Milliarden Jahren in einem Punkt konzentriert war und sich dann auszudehnen begann -- es gab also einen Big Bang.

In den nächsten Jahrzehnten mußten jedoch noch einige Fragen beantwortet werden, bevor die Big Bang Theorie wissenschaftlicher Konsens wurde -- so war die Entstehung der Elemente ebenso wie das Paradoxon zu klären, dass die Erde scheinbar älter war als das Universum (letzteres beruhte auf falschen Messungen...). Eine endgültige Bestätigung des Big Bangs wurde in den sechziger Jahren erbracht, als Wilson und Penzias die kosmische Hintergrundstrahlung -- eine Art "Nachglühen" des Big Bangs -- entdeckten. Da die Big Bang Theorie diese korrekt und alternative Theorien gar nicht
vorausgesagt hatten ging damit Spiel, Satz und Match (vorläufig, nichts ist sicher in der Wissenschaft) an den Big Bang.

Ist somit alles wesentliche über die Entstehung und den Inhalt unseres Universums bekannt? Ein großes NEIN ist die Antwort. Denn genaugenommen wissen wir bis heute nicht, was die "Dunkle Materie", die den Großteil der Masse des Universums ausmacht und allein durch Gravitation mit gewöhnlicher Materie wechselwirkt, eigentlich genau ist. Aber das ist eine eigene Geschichte, über die ich vielleicht mal später was schreibe.

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Simon Singh: Big Bang, dtv
Marcia Bartusiak: The day we discovered the universe, Pantheon Books

Sonntag, 25. Oktober 2009

Parrots, the universe and everything

Douglas Adams ist ein genialer Autor, da lasse ich keine Gegenmeinung zu. Bekannt ist er vor allem für seine Serie "Per Anhalter durch die Galaxis" (eine fünfteilige Trilogie), die einem unter anderem erklärt, wie man die Wunder der Galaxis für nur wenig Geld sehen kann, warum man immer ein Handtuch bei sich haben sollte und was die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, des Universums und des ganzen Rests ist (42).

Neben diesen satirischen Büchern hat Adams auch ein Sachbuch über die bedrohten Tierarten unseres Planeten geschrieben. Trotz des doch eher ernsten Themas dringt Adams' Humor quasi aus jeder Textzeile. Beispiel:
This isn't at all what I had expected. In 1985, by some sort of journalistic accident, I was sent to Madagascar with Mark Cawardine to look for an almost extinct sort of lemur called the aye-aye. I had never met Mark, Mark had never met me, and no one, apparently, had seen an aye-aye in years. (...)Mark Cawardine's role, essentially, was to be the one who knew what he was talking about. My role, and one for which I was entirely qualified, was to be an extremely ignorant non-zoologist to whom everything that happened would come as a complete surprise.
Neben dem Aye-aye berichtet dann Douglas Adams über seinen Besuch bei den Komodo-Waranen ("the world's largest lizard"), them Kakapo (einem flugunfähigen Papagei aus Neuseeland) und dem Baji -- dem inzwischen wohl endgültig ausgestorbenen Yangtse-Delphin. 2001 gab Douglas Adams einen Vortrag/Lesung an der UCSB über dieses, sein liebstes aber am wenigsten erfolgreiches Buch, den man auch bei Youtube findet:



Montag, 19. Oktober 2009

Lesematerial für TeXniker

Gestern habe ich ein bisschen im Netz nach TeX-Bücher gestöbert und dabei zwei kostenlose und -- so glaube ich -- ganz brauchbare gefunden:

Samstag, 10. Oktober 2009

Wären die Kirchen ganz normale Vereine, dann...

... wäre das Finanzamt auch als Inkassobüro für den FV Untertupfingen* tätig.
... müßte man auch für die Kündigung der Mitgliedschaft im besagten FV Untertupfingen* noch bezahlen.
...hätte auch der Bundesverband der Kaninchenzüchter ein Vetorecht bei der Berufung von Professuren in den Kaninchenzuchtwissenschaften an staatlichen Hochschulen.
...hätte auch der FC Bayern München Anspruch auf ein "Wort zum Sonntag" in der ARD.
...gäbe es in Schulen neben katholischem und evangelischem auch VfBischen Religionsunterricht (oder herthaischen, werderischen, borussischen....).
...könnte man auch Amtseide mit der Formel "So wahr mir der Vorsitzende des FV Untertupfingen* helfe" beenden.
...dürfte in Bayern das Wappen des FV Untertupfingens* nur in "atypischen Einzelfällen" aus Klassenzimmern entfernt werden.
...könnte auch das lächerlich Machen des Vorsitzenden des FV Untertupfingens* als Gotteslästerung (§166 StGB) verfolgt werden.
...würden "Experten" des FV Untertupfingens* auch zu Fragen angehört, für die sie absolut nicht qualifiziert sind. Dabei hätte ihr Wort natürlich mehr Gewicht als das richtiger Experten.
...wäre der Geburtstag des Sohnes des Vorsitzenden des FV Untertupfingens* ein staatlicher Feiertag.
...würden die Feierlichkeiten zu diesem Geburtstag in voller Länge live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen werden.

Soviel zum Thema Trennung von Staat und Kirche...

*Ähnlichkeiten mit real existierenden Fussball-, Kaninchenzucht- und Briefmarkensammelvereinen sind vollkommen beabsichtigt.

Mittwoch, 30. September 2009

arXiv-Blog

Das ArXiv ("The Archive") ist ein Dokumentenserver, auf dem wir Physiker (und Mathematiker, Informatiker und Biologen) elektronische Versionen unserer Paper deponieren, bevor wir sie bei einer entsprechenden Zeitschrift einreichen. Im Unterschied zu Zeitschriften gibt es dort keinen Begutachtungsprozess (man könnte also theoretisch jeden Schr...), aber dafür geht es dann eben auch schneller, bis ein Artikel für die Allgemeinheit verfügbar ist.

Jetzt habe ich was nettes entdeckt: Den arXiv-Blog. Dort finden sich täglich Artikel über frisch auf das arXiv hochgeladene Artikel. Und zwar nicht, wie das entsprechende Paper, in Fachchinesisch sondern für den Laien übersetzt. Ganz nett. Und außerdem kriegt man auch als Physiker mit, was außerhalb der eigenen Ecke so abgeht -- denn normalerweise nimmt es schon genug Zeit weg, die Abstracts der neuen Artikel des eigenen Fachgebiets zu lesen (typischerweise 10 bis 15 pro Tag).

Donnerstag, 17. September 2009

Nur Amateure rauben Banken aus....

... Profis gründen welche. Mit diesem Zitat (ist angeblich von Brecht) kam vor einiger Zeit Chris ins Büro und das Resultat war eine recht lange Diskussion über Bankster im Allgemeinen und Besonderen und die Wirtschaftskrise. Jetzt habe ich im Rolling Stone Magazine Munition für eine Fortsetzung dieser Diskussion gefunden:

The Great American Bubble Machine

From tech stocks to high gas prices, Goldman Sachs has engineered every major market manipulation since the Great Depression - and they're about to do it again.

Sonntag, 13. September 2009

Ik ben verhuist

Für alle die es noch nicht wissen: Treu meines Lebensrythmus der letzten neun Jahre, nie länger als zwei Jahre an der gleichen Adresse zu wohnen, bin ich mal wieder umgezogen. Nun gut, der eigentliche Grund war natürlich nicht, dass ich spätestens nach zwei Jahren umziehen muss, vielmehr hatte ich langsam die Nase voll von billigen Studentenwohnungen (immerhin bin ich ja kein Student mehr, und alt dazu noch...). Und so traf es sich gerade ganz gut, dass Mireia, meine (jetzt nicht mehr so ganz neue) Kollegin aus Spanien und Joost, ein Bachelor (inzwischen Master-) Student in unserer Gruppe eine Wohnung suchten.

Nun ja, Wohnungssuche in Delft ist so eine Sache. Zuersteinmal ist es so, dass die Wohnungsmakler den ganzen Markt monopolisiert haben. Sprich, ohne einen Makler einzuschalten findet man nichts. Und Makler heisst auch, eine Monatsmiete Kommission loszuwerden. Umziehen wird also nicht billig. Und dann ist es einfach so, dass es viel zu viele Wohnungssuchende gibt. Sprich, Makler können es sich erlauben, auch mal jemanden zu vergrätzen -- mehr als einmal kamen wir zu einem Termin, und vom Makler weit und breit keine Spur. Oder wir bekamen zwei Minuten vorher einen Anruf, in dem uns der Makler mitteilte, er hätte gerade herausgefunden, dass das gewünschte Objekt doch nicht für Nicht-Ehepaare zu mieten sei...

Nun gut, schlussendlich haben wir dann eine Wohnung gefunden: Zwar nicht mehr in der Innenstadt gelegen, dafür aber strategisch günstig über dem Aldi und einem Fahrradladen. Und zur Altstadt und Bahnhof sind es auch nur knappe 300 Meter. Aber was viel besser ist: Endlich wohne ich in einer Wohnung mit einem grossen Wohnzimmer (inkl. Essecke!) und unsere Küche ist eine neue Einbauküche und nicht aus den Restbeständen der letzten 100 Jahre zusammengestöpseltes etwas. Und obendrein habe ich zwei klasse Mitbewohner. Mehr kann man eigentlich gar nicht wollen.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Just occured to me...

"Work" is a four-letter word...

I guess I really need some vacation!

Samstag, 18. Juli 2009

EPS-Grafiken mit LaTeX-Formeln

Wenn es darum geht, Vektorgrafiken in LaTeX-Dokumente einzufügen, führt meiner Meinung nach an xfig kein Weg vorbei. Insbesondere, wenn man LaTeX-Formeln in die Grafik einfügen möchte, denn xfig kann Grafiken als kombinierte EPS-Grafik plus ein TeX-File mit dem über Grafik zu legenden Text exportieren. So weit so schön, doch was macht man, wenn man eine so erzeugte Grafik als einzelne EPS-Grafik abliefern soll (z.B. wenn man einen Artikel bei einer Zeitschrift einreicht)? Meine Lösung war, ein kleines Perl-Skript zusammenzuhacken, das die xfig-Datei zu einem EPS (und PDF) mit kompilierten LaTeX-Textsatz umwandelt.

Genaugenommen, erzeugt und kompiliert das Skript dazu ein Dummy-LaTeX-Dokument mit der nach EPS+LaTeX exportierten Grafik. Das daraus resultierende DVI-File wird dann erst zu Postscript und dann zu EPS und PDF umgewandelt. Hört sich jetzt kompliziert an, aber eigentlich ist das nur ein Hack des bekannten fragmaster.pl Skripts, mit dem EPS-Grafiken zu PDF umgewandelt werden können und dabei Zeichenketten aus dem EPS durch LaTeX-Code ersetzt werden.

Dienstag, 23. Juni 2009

Why was...?

Why was Heisenberg's wife never satisfied with her husband? -- Well, whenever he had time, he had no energy. Whenever he took position, he lost all the momenum.

And why was Einstein left by his wife? -- Well, the faster he got, the smaller it became!

And last but not least: Why did Galois never score a chick? -- He was just not Abel!

Gell, schon erstaunlich, was für ein Nonsense rauskommt, wenn man mit ner Ladung Physiker einen Abend lang Poker spielt....

Sonntag, 14. Juni 2009

Educated guess

Eine beliebte Frage im Physik-Vordiplom war, den Energiegehalt eines Liters Benzins abzuschätzen. Natürlich hatte ich keine Ahnung, wieviel Energie in einem Liter Benzin steckt. Aber mit einem pi mal Daumen geratenen Wert für die Leistung eines Autos und dem Wissen, dass man in einer Stunde mit einem Auto 100 km weit kommt und dabei pi mal Daumen 10 Liter Benzin verbraucht kam man auf einen Schätzwert für den besagten Energiegehalt.

Diese Vordiplomsfrage ist ein Beispiel für eine sogenanntes Fermi-Problem (nach Enrico Fermi, Nobelpreisträger und Pionier der Kernphysik), eine quantitative Abschätzung zu der praktisch keine Daten vorliegen. Fermi war bekannt dafür, auch trotz mangelnder Eingangsdaten gute Abschätzungen liefern zu können. So liess Fermi Papierschnipsel fallen, als ihn die Druckwelle des ersten Atombombentests traf. Daraus konnte er dann eine überraschend gute Abschätzung der Explosionsstärke gewinnen.

Im Blog Astrodictum Simplex gibt es zu Fermi-Problemen -- oder auch als educated guess bekannt -- noch weiteres interessantes zu lesen. Also los!

Freitag, 22. Mai 2009

31!

Bald sind ja Europawahlen.... und ich war in der beneidenswerten Lage, mich entscheiden zu dürfen, ob ich in den Niederlanden abstimme oder in Deutschland. Da ich ausser dem Namen nach keine niederländischen Parteien kenne, habe ich mich entschieden, doch in Deutschland zu stimmen - was nun auch problemlos funktioniert hat. Eine Mail an die Botschaft, diese haben mir ein Formular zugeschickt, das ich wiederum ans Rathaus in Friedrichshafen schicken musste. Und eine Woche später waren meine Briefwahlunterlagen da.

Eine kurze Frage an den werten Leser: Was glaubst du, wieviel Parteien kandidieren denn bei den Europawahlen? 5,6,10? Nein -- 31!! Darunter finden sich viele Parteien, wo man nur froh sein kann, dass sich ihre Stimmenzahl weit unterhalb der Fünfprozenthürde befindet: Zum einen wären mal da natürlich die diversen Extremisten von Links und Rechts (DVU, Republikaner, Deutsche Kommunistische Partei) aber eben auch christliche Taliban wie die Partei Bibeltreuer Christen und die Christliche Mitte - Stichworte: Verbot von Abtreibungen, Pornographie, Sexualkundeunterricht, Homosexualität, ist ja schliesslich alles bäh. Und wenn es nach der Partei Bibeltreuer Christen ginge, dann sollte doch bitte die Schöpfungslehre ihren Platz im Schul(bio?)unterricht bekommen. Grauslig, sage ich da nur.

Ein weiterer Block an Mikroparteien sind die ganzen Rentnerparteien -- Die Grauen, Rentner-Partei Deutschland, 50Plus und die Rentnerinnen- und Rentnerpartei. Wieso sich Parteien mit solchen Spezialinteressen auch noch dermassen Aufspalten müssen, keine Ahnung. Aber vielleicht ist es besser so. In der Kategorie seltsam bis sehr seltsam führen meiner Meinung nach Die Violetten - Für spirituelle Politik ganz eindeutig.

Freitag, 8. Mai 2009

Vorgestern vor 72 Jahren...

Für einen (Exil-)Häfler war vorgestern ein bedeutender Jahrestag: Vor 72 Jahren ist das LZ 129 "Hindenburg" in Lakehurst verbrannt -- und damit fand die wohl schönste Art, durch die Luft zu reisen ihr Ende.

Sonntag, 26. April 2009

30 Songs

So, seit heute bin ich dreissig (übrigens, jetzt anzurufen ist zwecklos, bin mit dem Rad in Belgien unterwegs). Zur Feier des Tages daher die letzten dreissig Jahre in 30 Songs, die irgendwie eine Rolle für mich gespielt haben -- oder mir nur einfach auf die Nerven gingen.

Live is Life - Opus ist wohl das erste Lied aus dem Radio, das ich mit Namen kannte. Schätze ich mal. Mehr Erinnerungen daran habe ich nicht mehr -- wohl verdrängt. Stichwort Kindheitstrauma.

Looking for freedom - David Hasselhoff: Ja, ich war mal jung und wenn man jung ist, macht man dumme Sachen. Wie zum Beispiel Knight Rider eine coole Serie zu finden (für die man extra zu den Nachbarn schleichen musste..) und David Hasselhoff für einen Sänger zu halten. Aber das war noch in den 80igern, und da waren ja Geschmacksverirrungen normal.

Ist es nicht komisch, dass man von richtig guten Sachen erst hört, wenn sie vorbei sind? Das erste mal von Queen habe ich gehört, als Freddie Mercury starb und Bohemian Rhapsody in den folgenden Wochen zu Tode gespielt wurde. Interessanterweise scheint das für viele Leute meines Alters der musikalische Urknall gewesen zu sein -- auf jeden Fall habe ich schon von etlichen Freunden gehört, dass sie ihr musikalisches Leben als Queen-Fan begonnen hätten.

Don't let the sun go down on me - Elton John & George Michael, Rythm is a dancer - SNAP! und To be with you - Mr. Big waren der Soundtrack der Unterstufe. Insbesondere der ersten Partys, damals noch mit der ganzen Klasse im Keller von Linda's Haus. Ja, ja, lang ist es her...

Früher, als Twix noch Raider und SWR3 noch SWF3 hiess, da sass ich jeden Sonntag Nachmittag vor dem Radio -- erst die Elmi-Show von drei bis sechs, dann die Hitparade bis neun Uhr. Gefühlte hundert Wochen warend dort Runrig mit Loch Lomond auf Platz eins -- meiner Begeisterung für Schottland hat es trotzdem nicht geschadet. Ebenso wurden früher -- die Älteren mögen sich vielleicht noch erinnern -- noch tatsächlich ganze Konzerte im Radio übertragen. Unglaublich, gell? Keine Senderkennung alle zwei Minuten ("Radio X, die besten Hits" oder so ähnlich), sondern nur einmal in einer halben Stunde der Verkehrsfunk -- da musste man dann schnell auf den Stoppschalter des Kasettenrekorders drücken, wenn man das Konzert aufnehmen wollte. So entstanden nämlich damals die legendären "Stefans LiveMixe" -- ich, auf den Piepton des Verkehrsfunks lauernd, vor dem Radio kniend und Konzerte aufnehmend. Zum Beispiel das komplette Madstock-Konzert von Madness, oder auch ein cooles Konzert von Bruce Springsteen. Notiz an mich selber: Muss mal suchen, ob es die Kasetten noch irgendwo gibt.

Imagine - John Lennon: Meine allererste CD war eine Best of John Lennon, gekauft ca. 1992. Wirklich! Heute feiern wir auch den ersten Jahrestag ihres Ausleihens an einen (lieber anonym bleibenden) Freund -- ich sollte mal Xuhui fragen, ob er sie inzwischen fertig "kurz angehört" hat. Als Dauerleihgabe an ihn war die CD ja nicht gedacht....

Ebenso gut wie an die erste CD erinnere ich mich an mein erstes "richtiges" Konzert -- Eric Clapton im Hallenstadion Zürich, zusammen mit Papa, Otto und einem Lehrerkollegen. Erics Ankündigung vor dem ersten Song -- "tonight, there will be nothing but the blues" -- war Programm -- und ich war glücklich. Mein Plan, Clapton anstelle von Clapton zu werden musste ich dann ein, zwei Jahre später aufgeben da meine Versuche die Unplugged-Version von Layla zu spielen nur in verknoteten Fingern endete. Und dabei wäre ich doch auch ganz gern mal Gott gewesen.

Lange waren die Beatles für mich nicht besonders interessant -- She loves you, yeah, yeah mag ja Anfang der Sechziger eine geniale Liedzeile gewesen sein, aber mich hat das nicht wirklich vom Hocker gehauen. Und was anderes der Fab Four gab es nicht im Plattenschrank meiner Eltern. So dauerte es dann ganze 19 Jahre, bis ich merkte, dass es wesentlich coolere Sachen von ihnen gibt, wie zum Beispiel "I am the walrus" welches ich -- wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht -- das erste mal gehört habe, als ich Georg und Ina beim umziehen geholfen habe. Auf jeden Fall habe ich die so verdienten Mark damals gleich in die entsprechende Best of investiert.

Kurze Zeit später: Sommer 1998 -- erste Alpenradtour. Thomas und ich strampeln nach einem harten Tag bergauf durch die Weltmetropole Filzbach auf der Suche nach der Jugendherberge, als wohl der einzigste Jugendliche des Ortes wohl seine Stereoanlage testete. Mit "Langweilig" von Die Ärzte.

Jeder hat ja so seine kleine Geheimnisse. Meines ist, dass es mal eine Zeit gab -- Anfang der Oberstufe -- als ich auf Schlagerpartys ging. Zumindestens die im Metro in Friedrichshafen. Ja, ich bereue! Zur Busse höre ich jetzt auch Jazz. Ich hoffe, dass ich damit das Tanzen zu Nenas 99 Luftballons wiedergutgemacht habe. Unvergessen sind auch die O-Feten, wo garantiert immer So Lonely von The Police und natürlich Everybody needs somebody von den Blues Brothers laufen musste. Apropos, die Blues Brothers sind wohl der beste Musikfilm aller Zeiten, since y'know they are on a mission of the lord. Und ja, It's oh so quiet von Björk war stellenweise auch der passende Songtrack -- Stichwort unglücklich verliebt sein. Der Rausschmeisser aus der Schule war dann Fire, Water, Burn von der Bloodhound Gang -- der einzigste Song bei dem ich bisher (und wahrscheinlich jemals) headbangend von einer Bühne gestolpert bin. Gut, beim
Abischerz ist sowas glaube ich verzeihbar.

Samba pa ti - Santana: Während einem Jahr Zivi habe ich dieses Lied ca. 365 mal gehört -- jeden morgen, wenn wir die Behindis durchs Bad gescheucht haben, lief eine Santana Best of CD. Und eben so jeden morgen fragte mich einer der Behindis -- nennen wir ihn mal Karl -- "duisdessantanacd? gemmainmegamarktsantanacdkaufen?" Und ebenfalls jeden Tag lief damals The End von The Doors. Und "the end is my only friend" war damals wirklich wahr -- hauptsache den Zivi fertigkriegen. Ebenfalls um diese Zeit war ich oft bei Elke in Langenargen, mit der man endlose philosophische Diskussionen haben konnte -- oder auch nur was mit der Text von Man on the moon - REM wohl bedeuten mag.

Ein Studium bringt einen ja nicht nur mit neuen Leuten, sondern auch mit neuer Musik zusammen. In meinem Fall offenbarte mir Jiri die Erkenntnis, dass Jazz nicht nur Louis Armstrong ist, sondern auch so coole Sachen wie Tutu von Miles Davis oder Khmer
von Nils Petter Molvaer
-- letzterer mixt Jazz mit Elektronika (Trompete+Breakbeats+Samples) zu einem chilligen Soundteppich. Und wenn wir schon bei chilliger Elektronika sind -- Kruder & Dorfmeisters Speechless ist ein bewährtes Entspannungsmittel nach einem anstrengenden Tag an der Uni. Später erfuhr ich durch meinen Mitbewohner Michael, dass Bassisten nicht immer die Langweiler am Bühnenrand sein müssen -- Marcus Miller ist das Gegenbeispiel hierzu. Siehe auch mein früherer Eintrag zu seiner Version von Boogie on Reggae Woman. Wer in Konstanz studiert und sich für Jazz interessiert kommt nicht an Jürgen Waidele's Conversation vorbei -- um die Beschreibung kurz zu halten: Jürgen Waidele isch de Konschdanzer Schdevie Wonder.

Während meiner Diplomarbeit wurde ich lange Zeit mit dem gepfiffenen Riff von Peter Gabriels Sledgehammer begrüßt -- Simons (mein Büromitbewohner) Methode mich daran zu erinnern, dass er immer noch besagte CD ausleihen wollte und ich sie wieder vergessen hatte. Ebenso zu erwähnen ist mein damaliger Büronachbar Jan und sein 70er Jahre Musikgeschmack. Ob nun Jeff Beck tatsächlich der bessere Gitarrist als Clapton ist, bezweifle ich immer noch. Aber mit dem Rory Gallagher Virus hat er mich angesteckt.

Superstition - Stevie Wonder: Jeder, der keine Songs von Stevie Wonder kennt, ist ein totaler ignorant. Gut, bis vor ein paar Jahren war ich noch selber totaler Ignorant, aber inzwischen findet sich in meinem CD-Schrank sein kompletter 70er-Jahre-Output. Leider ist Stevie Wonder auch ein tolles Beispiel dafür, dass es ab dem dreissigsten Geburtstag mit der Kreativität steil bergab geht -- das sollte mir gerade heute zu denken geben. Auch wenn es mit der Kreativität vielleicht nicht mehr so ist, vom Musikmachen versteht der Mann immer noch gigantisch viel -- erst letzten September sah ich ihn in Rotterdam life. Mann, war das funky!

So, jetzt sind dreissig Jahre in Songs abgehakt. So let's Chill out (John Lee Hooker).

Donnerstag, 26. Februar 2009

Kreationismus -- Jetzt auch hier

Bisher habe ich gedacht, Kreationisten (d.h. Leute, die glauben Gott habe die Welt in sechs Tagen erschaffen und sich dann am siebten Tag erst einmal ausgeruht) gäbe es nur in den USA bzw. Kreationisten hier seien eine zu vernachlässigende Randgruppe. Hm, so kann man sich täuschen. Zumindestens gibt es hier in den Niederlanden eine Gruppe "Bijbel en Onderwijs" (Bibel und Bildung), die reich genug ist, um alle Haushalte eine Broschüre mit dem ”Evolutie of Schepping – Wat geloof jij?” (Evolution oder Schöpfung -- Was glaubst du?) zu schicken. Lockere 6,5 Millionen Exemplare, Kostenpunkt: 250.000 Euro. Leider ist diese Broschüre bei mir noch nicht aufgetaucht -- oder einer meiner Mitbewohner hat sie sich unter den Nagel gerissen. Marnix, mein Bürokollege, hat sein Exemplar noch irgendwo herumfliegen und will es morgen mitbringen. Bin ja schon gespannt, ob die holländischen Evolutionskritiker etwas logischere Argumente als ihre Kollegen in den USA haben. Darauf wetten würde ich allerdings nicht.

Es gibt auch schon eine Gegenaktion dazu, mit einem passenden Sticker für die Haustür:


Der Aufkleber ist einem hier in Holland weit verbreiteten "Werbung Nein -- Post gerne" Aufkleber nachempfunden und soll eben den Briefkasten von zukünftigen kreationistischen Heimsuchungen freihalten.

Sonntag, 15. Februar 2009

Happy Birthday, Charles!

Wie eigentlich meistens bin ich etwas zu spät dran mit meinen Geburtstagswünschen... Nun gut, also am 12. Februar wäre Charles Darwin 200 Jahre alt geworden. Daher: Happy Birthday, Charles! Zur (nachträglichen) Feier des Tages die Ergebnisse einer inzwischen älteren Studie über die Akzeptanz der Evolutionstheorie in verschiedenen Ländern (J.D. Miller, E.C. Scott and S. Okamato, Science Aug 11 2006: 765-766):



Die gute Nachricht zuerst: mehr als 60 % der Bevölkerung in Deutschland und den Niederlanden glauben daran, dass die Evolutionstheorie stimmt (die exakte Frage war, ob man daran glaubt, dass der Mensch von anderen Lebensformen abstammt). Aber immerhin mehr als 20 % der Bevölkerung hält diese Behauptung für falsch. Schauder! Evolutionstheorie ist eine der am besten belegten wissenschaftlichen Theorien überhaupt -- egal ob via Fossilien, genetische Studien oder die Entstehung von Antiobiotikaresistenzen, alles bestätigt die These des "Survival of the fittest". Noch viel schlimmer sieht es gegen Ende der Tabelle aus. USA: weniger als 30 % halten Evolutionstheorie für richtig. WTF?! Dort gibt es ja auch seit etlichen Jahren die Bewegung des Intelligent Design, die versucht den Kreationismus (Gott erschuf die Welt in sechs Tagen usw.) durch Hintertüren in den Biologieunterricht einzuschleusen oder wenigstens bei Schülern Zweifel an der Evolutionstheorie durch Warnhinweise zu säen. Natürlich ist Evolution "nur" eine Theorie -- genauso wie Gravitation, aber wenn man ohne Fallschirm aus dem Flugzeug springt wird man sehr schnell feststellen, dass letztere stimmt. Beobachtung lehrt uns, dass diese Theorie sehr gut die Beweise in der Natur erklärt. Intelligent Design dagegen schiebt alle Verantwortung auf einen "intelligenten Designer" ab, der sich natürlich in seiner Allmacht weder beweisen noch wiederlegen läßt. Ganz praktisch, um seinen eigenen Standpunkt zu untermauern aber mit objektivem wissenschaftlichen Arbeiten hat das nichts zu tun und damit in einem Biologieunterricht auch nichts zu suchen.

Sonntag, 25. Januar 2009

Im Land der aufgehende Sonne oder: Lost in Translation

Zur Information der Allgemeinheit: Ich bin gerade beruflich in Japan, genauer in Sendai, einer Stadt mit einer knappen Million Einwohner welche ca. drei Zugstunden nördlich von Tokio liegt. So, wie komme ich zu einem Japan-Trip? Die Erklärung liegt bei meinem Doktorvater: Dieser war als Postdoc in Japan und ist mit einer Japanerin verheiratet, hat also beste Verbindungen ins Land der aufgehenden Sonne. Einer seiner Kontakte ist Prof. Sadamichi Maekawa, der hier in Sendai wirkt. Und so kam es dann, dass ich hierher eingeladen wurde.

Nun, jeder wird wohl eine gewisse Vorstellung haben wie Japan angeblich ist. Zumindest meiner Vorstellung nach waren die Japaner sehr höflich und freundlich und bestens organisiert. Nach zwei Tagen im Land kann ich sagen: Es scheint zu stimmen. Zum Beispiel dass hier alles hochakurat durchorganisiert ist. Der Wagen für den man eine Reservierung hält nicht wie in D halt in einem bestimmten Bahnsteigabschnitt -- nein, auf dem Bahnsteig gibt es tatsächlich eine Markierung, wo die Tür sein wird. Und natürlich wird der Zug tatsächlich Zentimetergenau halten. Oder: Dass die Japaner ausgesprochen höflich und freundlich sind. So entschuldigt sich zum Beispiel am Flughafen der Zoll mit einer Lautsprecherdurchsage, dass die Abfertigung etwas länger dauern könne, wenn man sein Zollformular nicht ausfüllt (mit ausgefülltem Formular hat es dann bei mir ca. eine halbe Minute gedauert..). Oder dass einem das Rückgeld stets mit Verbeugung überreicht wird (inzwischen beherrsche ich übrigens auch die Kunst, das Rückgeld beidhändig mit Verbeugung anzunehmen).

Auf jeden Fall ist es schon ein komisches Gefühl, wenn man auf einen Schlag der Exot ist. Ist mir erst gestern beim Abendessen (muss gestehen: war McDonalds) wieder aufgefallen: Als ich gegangen bin, hat mich quasi das ganze Lokal angestarrt. Ausserdem mache ich jetzt mal die Erfahrungen, die normalerweise Zweimetermenschen in Europa haben -- zum Beispiel, dass die Waschbecken einem irgendwo in der Mitte der Oberschenkel hängen, man sich also irre weit runterbücken muss, wenn man Wasser aus dem Hahn trinken will.

Aber irgendwie erscheint mir hier auch vieles ineffizient zu sein, zum Beispiel wenn um eine kleine Baustelle (ein Sicherungskasten wurde gestrichen) noch ein zusätzlicher Mann mit Absperrfahne rumwuselt und sich verbeugt, wenn man daran vorbeigeht. Was er dabei gesagt hat, keine Ahnung. Nehme aber an, dass es sowas wie eine Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten war. Auch in den Läden scheint das Angestellten-zu-Kunden-Verhältnis wesentlich höher als in Europa zu sein -- nicht unbedingt eine negative Sache.

Aber man hat hier auch das Gefühl, nur das allernötigste Mitzubekommen. So zum Beispiel im Zug, wo auf eine ellenlange japanische Durchsage nur eine kurze englische folgt "Shortly, we will briefly stop in...". Entweder ist japanisch sehr ineffizient als Sprache oder es ging da einiges in der Übersetzung verloren -- "Lost in Translation". Es gibt übrigens einen sehr sehenswerten Film gleichen Titels, der in der Expat Gemeinde von Tokio spielt. Da gibt es eine Szene, die meiner Zugdurchsagenerfahrung ziemlich nahekommt: Bill Murray (Und täglich grüsst das Murmeltier, Ghostbusters) spielt einen Schauspieler, der in Tokio einen Werbeclip drehen soll. Auf eine minutenlange Auslassung seines Regisseurs auf japanisch folgt die Übersetzung "Play it more softly". Genauso scheint es eben auch im Shinkhansen zu sein.

Sonntag, 18. Januar 2009

Wenn die Deiche brechen.... oder: Deltawerke 2.0

In der aktuellen Ausgabe des Wired Magazines findet sich ein interessanter Artikel über den Küstenschutz in den Niederlanden. Genaugenommen konzentriert sich der Artikel auf die geplanten (und wohl auch notwendigen) Massnahmen, um dem durch den Klimawandel steigenden Meeresspiegel und den stärker werdenden Stürmen ein Schnippchen zu schlagen -- sozusagen Deltawerke 2.0.

Die Deltawerke wurden ja nach der verheerenden Flut von 1953 (1835 Tote in den Niederlanden) in Angriff genommen, um durch eine Verkürzung der Küstenlinie und Verstärkung der Seedeiche solche Katastrophen in der Zukunft unwahrscheinlicher werden zu lassen. Die berühmtesten Bauwerke sind wohl der Oosterschelde-Damm sowie das Maeslant-Sturmflutwehr (Maeslantkering), welches den Hafen von Rotterdam im Falle einer Sturmflut verschliessen soll. Obwohl die Deltawerke erst vor knapp zehn Jahren durch die Fertigstellung der Maeslantkering abgeschlossen wurden, scheint es schon jetzt wieder an der Zeit zu sein, weitere Massnahmen zu ergreifen um die Niederlande für die nächsten 100, 200 Jahre flutsicher zu machen. Dazu gehören so gigantisch anmutende Pläne wie vor der gesamten Dünenküste einen mehrere hundert Meter breiten Streifen Sand aufzuspülen und den Wasserspiegel des Ijsselmeeres anzuheben.

Ich fand noch interessant, dass nach offizieller niederländischer Politik nicht alle Seedeiche den gleichen Anforderungen entsprechen, sondern je stärker sind desto wertvolleres Land sie schützen. D.h. während die Deiche bei mir in der Gegend (in der Randstad, Rotterdam, Leiden, Den Haag, Utrecht, Amsterdam) am besten sind (man geht von einem Versagen einmal in 10000 Jahren aus -- hoffentlich sind diese 100000 Jahre nicht vor 2011 zu Ende), sind andere Gebiete (will heissen ländliche) weniger gut geschützt.

Donnerstag, 8. Januar 2009

Ich habe gelesen: "Denken Sie selbst! Sonst tun es andere für Sie" von Vince Ebert

Da es ja praktisch unendlich viele Bücher gibt, jedoch die Ressourcen eines Doktoranden beschränkt sind, ist der Kauf eines Buches stets eine wichtige Investitionsentscheidung für mich. Eigentlich, denn kurz vor meiner Rückfahrt nach Delft bin ich nur zufällig über "Denken Sie selbst! Sonst tun es andere für sie" von Vince Ebert gestolpert. Nun, wer Vince Ebert noch nicht kennt: Er ist neben Oskar Lafontaine und Angela Merkel der dritte Diplom-Physiker, der in Deutschland auf dem Gebiet des Kabaretts und der Comedy recht erfolgreich ist.

Nun gut, also zum Buch: Wieso soll man denn überhaupt denken? Amöben und Bakterien sind die erfolgreichsten Spezies auf der Erde, und die kommen ja bekanntlich ohne viel Verstand aus. Oder hat jemand schon einmal ein Kolibakterium beim Schrödingergleichunglösen beobachtet? Das ist mehr oder weniger der Einleitungsgedanke zum Buch. Danach geht es dann auf einer Rundreise durch die Untiefen der (Un)logik -- zum Beispiel, dass es statistisch gesehen mehr als fragwürdig ist, Lotto zu spielen und wieso technische Anleitungen immer so sind, dass sie nur ein Entwicklungsingenieur verstehen kann.

Ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber das Buch hat mir eine ansonsten total verkorkste Heimfahrt aufgeheitert (in Mannheim stellte sich raus, dass mein Zug nach Amsterdam nur bis Köln fährt, der Anschlusszug in Köln hatte ein paar Macken, so dass er in Arnhem schlussendlich liegen blieb). Nur ein Kritikpunkt an Herrn Ebert: Früher, zu seinen Studentenzeiten, mögen vielleicht die Physiker wattierte Nylonjacken auf Partys getragen haben. Heute trägt man dazu verratzte Kaputzenpullies und schlecht sitzende Jeans.